Wie begeistert man Katzen fürs BARFen?

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Wie begeistert man Katzen fürs BARFen?

Eigentlich könnte alles so einfach sein. Da hat man sich Gedanken gemacht, gelesen, recherchiert und nach langem Überlegen dann beschlossen:
Die Katze soll ab jetzt gebarft werden. Hochmotiviert besorgt man also Fleisch, schnippelt es liebevoll in appetitliche Häppchen, fügt ein paar vorher sorgsam ausgesuchte Zusätze hinzu und rundet das Ganze mit einem Schwupps Wasser ab – eh voilà! – kredenzt es dann erwartungsvoll.

barfUnd das Katzentier? Bequemt sich würdevoll zum Napf, schnuppert kurz – und fängt nicht etwa an, mit Appetit zu fressen, oh nein! Der Napfinhalt wird im besten Fall keines weiteren Blickes gewürdigt und sich auf der Hinterpfote schnurstracks umgedreht oder es wird versucht, dieses wirklich ab-so-lut unzumutbare Futter ausgiebig zu verscharren.

Und dann steht man da und fragt sich: Wie, um Himmels Willen, schaffe ich es jetzt, meine Katze zu überzeugen? Du brauchst vielleicht etwas Geduld, aber es besteht Hoffnung.

  • Katzen sind neuem Futter gegenüber meistens von Natur aus mißtrauisch, auf schlau: neophobisch. (Neophobie: Angst vor Neuem). Neophobie kann man ganz gut damit beschreiben, dass Katzen von klein auf ein ausgeprägtes Gedächtnis für ihr Futter entwickeln, also für den Geruch, den Geschmack und auch die Konsistenz des Futters, das ihnen bekommt.
  • Das „Tückische“ daran ist, dass Katzen auf Futter mit den von ihnen als bekömmlich empfundenen sprich gemerkten Eigenschaften „geeicht“ sind und nach Möglichkeit nur noch Futter fressen, das eben diese Merkmale aufweist. Es gibt zwar immer auch Phasen, in denen ein Futter abgelehnt wird und ein anderes bevorzugt wird, um nach einiger Zeit wieder zum ersten zurückzukehren.
  • Alles in allem ist es daher eher schwierig, Katzen von neuem Futter zu überzeugen – für alle, die mit Katzen leben, ist das wahrscheinlich nichts Neues.

Fleisch

Wenn man eine Katze auf Rohfleisch umstellen möchte und dies nicht direkt angenommen wird, muss man also gegebenenfalls etwas tricksen.

katzen_barfenAm Einfachsten fängt man an, indem man seiner Katze erst einmal ein Stück rohes Fleisch anbietet. Geflügel wird meist aufgrund der zarten Konsistenz gerne genommen, alternativ kann man es auch mit klein geschnittenen Hühnerherzen versuchen oder einfach mit einem Stückchen Rindergulasch.
Achtung: Kein rohes Schweinefleisch verfüttern!

Zeigt die Katze kein Interesse, kannst Du sie beim nächsten Versuch das Fleisch z.B. „erjagen“ lassen. Also gegebenfalls ein Stück Fleisch beim Schneiden ganz aus Versehen fallen lassen, oder das Fleisch mit der Hand etwas hin und her bewegen. (Und nein, man sollte bei solchen Aktionen keinesfalls darüber nachdenken, ob man sich gerade komplett zum Deppen macht oder was ein zufälliger Zuschauer denken könnte).
Der Jagdinstinkt der Katze wird meistens irgendwann geweckt. Idealerweise sollte man solche Aktionen natürlich zu einer Zeit stattfinden lassen, die sonst auch Fütterungszeit ist und damit die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass die Katze hungrig ist.

Die Umstellung

Wird das Fleisch grundsätzlich akzeptiert, sollte man schrittweise, aber kontinuierlich aufbauen. Man kann dann erst einmal ein- bzw. mehrmals die Woche eine Fütterung durch Fleisch ersetzen. Keine Angst, dass es zu Mangelerscheinungen kommen könnte, es geht dabei wirklich ausschließlich um kleine Mengen pro Woche.

Fütterst Du später grössere Mengen Rohfleisch pro Woche, musst Du mit Zusätzen arbeiten oder die Fütterung anderweitig bedarfsgerecht zusammen stellen. Rohes Fleisch alleine liefert nicht alle Vitamine und Mineralstoffe, die eine Katze benötigt.

barf_katzenDabei solltest Du in jedem Fall verschiedene Fleischsorten ausprobieren – am besten solche, die den bislang akzeptierten Fleischsorten in der Konsistenz ähneln (Da sind wir wieder beim Stichwort „Neophobie“).

Wenn die Katze also Pute frisst, versucht man es mit anderem Geflügel wie Huhn (ruhig mit Haut!), Hühnerherzen, dann evtl. Kaninchen und so weiter. Hühnermägen werden oft auch gerne gefressen, bei untrainierten Katzen sollte man diese allerdings zerteilen oder gewolft füttern, da Hühnermägen recht zäh sind.

Hat man es geschafft, dass verschiedene Fleischsorten gefressen werden – super. Denn damit hast Du schon viel erreicht und kannst den nächsten Schritt in Angriff nehmen – die Supplemente, also die Zusätze, die die Katze gegebenenfalls benötigt.

Supplemente / Zusätze

Am einfachsten hat man es meistens mit Taurin und dem Calciumzusatz. Taurin hat keinen starken Eigengeschmack und nachdem man es in etwas warmen Wasser aufgelöst hat, kann man es einfach über das Fleisch tröpfeln und die Menge langsam steigern.

barfeliSehr fein gemahlene Calciumpräparate (z.B. Calciumcarbonat, Eierschalenmehl, Algenkalk) werden meist ebenfalls mehr oder minder problemlos akzeptiert. Auch hier lieber mit einer minimalen Menge beginnen und diese dann langsam steigern. Fleischknochenmehl hat mehr Eigengeschmack, das kann schon eher dazu führen, dass kein Interesse mehr am Napfinhalt besteht.

Es gibt aber auch einige Präparate, deren Akzeptanz oft hoch ist, ohne dass man viel tricksen muss: Bierhefe wird meist gerne gefressen, Fischöle und Seealgenmehl sind bei fischliebenden Katzen ebenfalls beliebt und von Vitamin E-Präparaten braucht man bei grösseren Mengen Fleisch so wenig, dass sie scheinbar kaum heraus geschmeckt werden.

Schwieriger kann es werden bei Blutmehlpulver, viele Katzen mögen dies leider nicht sonderlich. Hier hilft wirklich nur Geduld und die ganz langsame Steigerung der Menge. Wenn alles nichts hilft, muss man andere Wege gehen, um gegebenfalls Eisen zuzufügen, z.B. als Blut oder in Tropfen- oder Tablettenform.

Ähnlich sieht es bei anderen pflanzlichen Ölen aus, wenn man z.B. zur Futterergänzung für Haut und Fell Nachtkerzenöl oder Borretschöl zufügen möchte, kann es sein, dass die Katze das Futter konsequent verweigert. Hier kann man entweder das Öl tröpfchenweise zufügen (man braucht von beiden Ölen bei Katzen sehr wenig) oder aber man verzichtet ganz darauf.

Katzen nie hungern lassen!

Generell kann man sagen, dass man bei der Futterumstellung bei Katzen dann am meisten Erfolg hat, wenn man alles Neue in kleinen, manchmal minimalistischen Schritten einführt. Wenn ein neuer Zusatz oder eine neue Fleischsorte nicht direkt akzeptiert werden sollte, geh einfach einen Schritt zurück, aber bleib konsequent. Lass das Futter über einen bestimmten Zeitraum stehen, räum es dann erst einmal weg und versuch es zu einem späteren Zeitpunkt erneut.

barfen_katzeNur eines ist dabei absolut tabu: Die Katze über einen längeren Zeitraum (meistens werden 24 Stunden als Richtwert angegeben) hungern lassen. Katzen haben einen sehr hohen Proteinbedarf. Findet keine Futteraufnahme statt, bauen Katzen schnell körpereigenes Protein ab, was die Nieren belastet – und die sind bei Katzen ohnehin eine kleine Schwachstelle.

Zusätzlich wird dann Körperfett abgebaut, so dass Fettsäuren plötzlich in grossen Mengen von der Leber abgebaut werden müssen. Die Leber ist überfordert, d.h., sie kann der Haupttätigkeit, der Entgiftung des Körpers, nicht mehr in ausreichendem Maße nachkommen. Schadstoffe lagern sich ein, der Katze verliert den Appetit und damit beginnt sozusagen ein Teufelskreis, der schlimmstenfalls im Leberversagen enden kann. Bei moppeligen / übergewichtigen Katzen kann dies relativ schnell gehen.

Was gibt es noch für Tricks?

Wenn durchgegartes Fleisch lieber gefressen wird, ist eine sehr gute Möglichkeit, dass Fleisch zunächst gegart zu füttern (Aber niemals gegarte Knochen, aber das wissen Sie wahrscheinlich auch schon). In den nächsten Schritten gart man das Fleisch dann schrittchenweise immer etwas weniger durch, bis man irgendwann beim rohen Fleisch angekommen ist.

Oftmals wird geraten, das Fleisch mit Trockenfutter zu panieren und dann zu füttern. Erfahrungsgemäß versuchen Katzen dann allerdings eher, die Trockenfutterpanade abzulecken oder verweigern das Fleisch komplett, anstatt zu fressen – also nur im Notfall versuchen.

katzen_barfenManche Katzenbesitzer versuchen auch mit stark riechenden oder intensiv schmeckenden Zusätzen Rohfleisch für die Katze attraktiv zu machen, z.B. durch Thunfisch(-saft), Katzenminze, Pansenmehl oder ähnliches. Das kann man grundsätzlich machen, allerdings sollte man dabei auch im Hinterkopf haben, dass diese Variante im dümmsten Fall bedeuten kann, dass man die Katze auf diesen intensiv riechenden / schmeckenden Zusatz eicht und Futter ohne diesen irgendwann verschmäht werden – damit ist man dann keinen Schritt weiter.

Insbesondere Katzenminze im Futter kann aber auch dazu führen, dass das Futter einfach „bespielt“ wird und die Fleischbrocken dann durch die Küche segeln und sich dann darauf herumgewälzt wird – ob man das in Kauf nimmt, ist dann Geschmackssache.

Also wie jetzt?

Bei der Umstellung von Katzen ist also Geduld gefragt.

Am einfachsten hat man es bei jungen Katzen, die Rohfleisch meist mit Begeisterung fressen. Bei älteren Katzen, insbesondere bei „Trockenfutter-Katzen“ braucht man mitunter starke Nerven, da Trockenfutter oft so geschmacksintensiv ist, dass Rohfleisch dagegen als nicht besonders schmackhaft empfunden wird. Dazu kommt, dass die Konsistenz von Fleisch und Trockenfutter eben grob unterschiedlich ist. Der Weg, zunächst, das Trockenfutter einzuweichen, dann auf ein Nassfutter oder eine reine Fleischdose mit Zusätzen umszustellen und dann erst den Schritt zum BARFen zu machen, kann dann hilfreich sein. 

barf_katzen_onlineWenn man allerdings wirklich konsequent an der Umstellung dran bleibt, wird Rohfleisch früher oder später akzeptiert. Das grösste Problem dabei ist eigentlich, selbst die Nerven und die Geduld zu behalten, was in der Tat schwer sein kann. Aber irgendwann bekommt man auch den grössten Skeptiker zur Rohfütterung – ganz sicher. 

Lies hierzu doch auch die Artikel https://pfotencafe.de/katzen-barfen-wie-macht-man-das-richtig/ und https://pfotencafe.de/barf-per-mausklick/

Für diesen Artikel möchte ich mich bei Ute Wadehn von barf-gut bedanken. Ute steht euch mit Rat und Tag zu Seite und berät euch gern auch im Detail.

Liebe Grüße

Susanne

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Susanne
„Wer sein Hobby zum Beruf macht, braucht nie mehr zu arbeiten“ (Konfuzius) – Als Tierheilpraktikerin konnte ich mir diesen Traum erfüllen und meine Begeisterung für Naturheilkunde mit meiner Liebe zu Tieren verbinden. Dieses Glück möchte ich hier im Blog mit euch teilen.