Blutbilder lesen und Laborwerte verstehen
In meiner Praxis erlebe ich immer wieder ratlose Gesichter wenn es um Laborergebnisse geht – ja klar, da ist was markiert, aber was heißt das konkret? Ich habe dir in diesem Beitrag die wichtigsten Parameter zusammengestellt und erklärt.
Inhaltsverzeichnis:
Erhöhter Glucosewert bei Katzen
Gerade Katzenbesitzer erschrecken bei hohen Werten und gehen von einem Diabetes aus, dabei steigt der Wert bei Stress massiv an. Und welche Katze hat beim Tierarzt keinen Stress? Hier hilft nur der Fruktosaminwert weiter, nur wenn dieser auch erhöht ist, sollten die Alarmglocken läuten.
Alleine dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, die Zusammenhänge zu sehen. Auch die Lebensumstände spielen eine Rolle, ein 15jähriger Kater wird andere Werte haben, als ein Welpe, auch hat eine Hündin nach der Läufigkeit oft andere Werte als normal. Deshalb schauen wir uns die einzelnen Werte einmal genauer an.
Parameter im Blutbild richtig deuten
Leberwerte
Als zentrales Organ für den Abbau von Stoffwechselprodukten sowie Medikamenten und anderen Giftstoffen steht die Leber im Fokus des Organismus. Erhöhte Werte können (nicht müssen!) Hinweise für folgende Krankheiten sein:
- Vergiftungen
- Autoimmunerkrankungen
- Leberzirrhose
- Lebertumore
- Diabetes mellitus
- Pankreatits oder chronische Pankreasinsuffizienz
- Gallenprobleme
- Hepatitis
- Fettleber bei übergewichtigen Patienten
- oder auch Folgeerscheinungen von anderen Krankheiten wie der Schilddrüse
Alanin-Amonitransferase (ALT/GPT)
erhöht: Leberentzündungen, Zellveränderungen, Medikation (Cortison!), entzündlichen Erkrankungen allgemein, Fieber
erniedrigt: physiologisch bei Welpen
Aspartataminotransferase (AST/GOT)
erhöht: Allgemeine Lebererkrankungen, Myokardiopathien, Skelettmuskelerkrankungen
erniedrigt: nicht organspezifisch, vervollständigt das Bild bei anderen auffälligen Werten
Gamma-Glutamyl-Tansferase (GT/GGT/y-GT)
erhöht: Gallensteine, Tumor, Gallenstau allgemein
erniedrigt: bei Katzen kaum aussagekräftig, auch sonst sehr selten und als Begleitwert zu sehen
Glutamat-Dehydrogenase (GLDH)
erhöht: akute Lebererkrankungen, Pankreasentzündung, Dünndarmentzündung, Fieber, Kardiomyopathie
erniedrigt: kaum aussagekräftig
Alkalische Phosphase (AP)
erhöht: Gallenflussstörung aufgrund Leberproblemen, Schilddrüsenüberfunktion, Tumor, Vergiftung
erniedrigt: kaum aussagekräftig, da nur innerhalb von max. sechs Stunden verwertbar, bei Welpen und während der Trächtigkeit physiologisch
Bilirubin
erhöht: Ikterus (Gelbsucht), Medikamente, verschiedene Lebererkrankungen
erniedrigt: kaum vorhanden
Gallensäuren (GS)
Cave: Nur bei nüchterner Entnahme verwertbar!
erhöht: Hepatitis, akute und chronische Lebererkrankungen
erniedrigt: verzögerte Magenentleerung, Fasten, Aufnahmestörungen
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Nierenwerte
Gerade bei Katzen solltest du Abweichungen bei den Nierenwerten ernst nehmen. Auch wenn die Werte „noch im Referenzbereich“ liegen, solltest du bei Werten im oberen Bereich aktiv etwas für die Nierengesundheit deiner Katze tun. Eine CNI ist bei Katzen eine der Haupttodesursachen.
Symmetrisches Dimethylarginin (SDMA)
Neuer Parameter der Nierenfrühdiagnostik. SDMA stammt aus dem Proteinabbau, wird nicht nennenswert verstoffwechselt und über die Niere ausgeschieden.
Der SDMA wird als erster Wert auffällig und sollte IMMER ernst genommen werden!
Harnstoff
erhöht: Blasensteine, Nierensteine, CNI, Verschluss der Harnwege, ABER: auch nach proteinreicher Fütterung in zeitlichem Zusammenhang, dann nicht aussagekräftig
erniedrigt: nahezu unmöglich
Kreatinin (KREA/CREA)
erhöht: Niereninsuffizienz, Kreislaufproblematiken
erniedrigt: bei Kitten physiologisch, sonst kaum möglich
Gesamteiweiß (GP/TP)
erhöht: chronische und akute Entzündungen, Leukämie, Dehydration, diverse Infektionserkrankungen (z.B. FIP)
erniedrigt: Eiweißmangelernährung, Aufnahmestörungen, Blutverlust
Kalium (Ka+)
erhöht: CNI, Harnabflussstörungen, Diabetes mel., Thrombosen, Medikamente, im Wachstum physiologisch
erniedrigt: Insuffizienz, Entwässerungstherapien
Natrium (Na+)
erhöht: Erbrechen und Durchfall, Dehydration
erniedrigt: Nierenerkrankungen, Magen-Darm-Störungen, Blutungen, Entwässerungstherapie, Herzinsuffizienz
Phosphat (P)
erhöht: CNI
erniedrigt: Anorexie, hepatische Lipidose, CNI
Calcium (Ca)
erhöht: CNI, Kalzium-Oxalatsteine, Tumore
erniedrigt: CNI, Aufnahmestörungen, falsche Fütterung (Kalzium-Phosphor-Verhältnis)
Albumin (ALB)
erhöht: sehr selten, oft ein Messfehler, evtl. Dehydration, bei Welpen physiologisch
erniedrigt: Nierenprobleme, Fasten, allgemeine Magen-Darmerkrankungen
Großes Blutbild
Erythrozyten
erhöht: Dehydration, Schock, Erregung, teils rassebedingt
erniedrigt: Anämie, bei Welpen oft physiologisch bei unauffälligen Allgemeinwerten
Thrombozyten
erhöht: Blutverlust, Entzündungen, Tumore, nach Operationen
erniedrigt: verminderte Produktion (Ursachen: Knochenmarksschädigung, Infektionen..), erhöhter Verbrauch (Blutungen, Immunreaktionen…)
Leukozyten
erhöht: bakterielle Infektionen, Lymphosarkom, Leukose
erniedrigt: virale Infektionskrankheiten, Sepsis, Blutbildungsstörungen allgemein, Salmonellenbefall, Allergie
Lymphozyten
erhöht: chronische Entzündungen, Leukose, bei Welpen oder im Stress physiologisch
erniedrigt: akute Infekte, chronischer Stress, Cushing, bei Kortisongaben
Monozyten
erhöht: chronishe Infekte, chronischer Stress, Cushing, bei Kortisongaben
erniedrigt: kaum möglich
Neutrophile Granulozyten
erhöht: Infektionskrankheiten (meist bakteriell), Anämie, Leukämie, Trächtigkeit und Säugezeit, Cushing, Stress, Kortisongaben, Medikamente
erniedrigt: Sepsis, Infektionskrankheiten (meist viral), Knochenmarksschädigungen
Eosenophile Granulozyten
erhöht: Allergien, Parasiten, felines Asthma, Addinson-Krankheit beim Hund
erniedrigt: Chronischer Stress, Cushing, bei Cortisongaben
Basophile Granulozyten
erhöht: Leukämie, Herzwurm-Befall
erniedrigt: kaum möglich
Weitere Parameter im Blutbild
Hämatokrit (HK) und Hämoglobulin (HB)
erhöht: Austrocknung, chronische Herzinsuffizienz, bösartige Knochenmarkstumore
erniedrigt: nach Blutverlust
Lactatdehydrogenase (LDH)
erhöht: Lebererkrankungen Muskelerkrankungen, Schock
erniedrigt: Orientalen haben physiologisch höhere Werte, ebenso nach Blutabnahmen
Lipase (LIP)
erhöht: Bauchspeicheldrüsenentzündung akut oder chronisch, Medikamente
erniedrigt: unwahrscheinlich
Cholesterin (Chol)
Erhöhte Werte deuten bei Hund und Katzen nicht auf ein Herz-Kreislauf-Risiko hin!
erhöht: Diabetes mel., Gallenprobleme, Nierenprobleme, Kortisongaben
erniedrigt: unwahrscheinlich
Glucose (Gluc)
erhöht: Bei Katzen Stress-hier ist nur der Fructosaminwert aussagekräftig, Diabetes mel., Cushin, Medikamente
erniedrigt: meist Fehler bei der Blutentnahme
Fructosamin (Frusa)
erhöht: Diabetes mel.
erniedrigt: meist Fehler bei der Blutentahme
Ich habe euch diese Informationen nach bestem Wissen zusammengestellt, dennoch ersetzen sie keinen Tierarztbesuch. Zudem rate ich meinen Patienten immer, sich alle Befunde schriftlich mitgeben zu lassen und aufzuheben. Bei einem Tierarztwechsel hast du so alles zur Hand und kannst anhand früherer Befunde vergleichen (lassen).
Alles Liebe
Susanne