Fütterung und Verhalten stehen in engem Zusammenhang
Je unwohler ein Tier sich fühlt, desto schlechter benimmt es sich.
Du kennst sicher selbst, dass deine Reizschwelle deutlich niedriger ist, wenn es dir nicht gut geht. Das ist bei unseren Haustieren nicht anders.
Bei Kindern, die an ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) leiden, weiß man schon lange, dass sich das Krankheitsbild und damit die Verhaltensprobleme bei zucker- und weizenreicher Nahrung deutlich verschlechtern. Bei unseren Hunden und Katzen ist es oft nicht anders.
Symptome – leider meist eher diffus
Wenn sich dein Hund oder deine Katze häufig kratzen oder auch an Durchfall oder Erbrechen leiden, denken wir meist schnell an eine Futtermittelunverträglichkeit. Was aber, wenn die Symptome weniger eindeutig sind, das Tier nur manchmal mit Blähungen, Durchfall oder auch Futterverweigerung reagiert? Manchmal läuft die Nase oder die Bindehäute sind gerötet, aber das vergeht auch wieder.
Ist doch eigentlich logisch, dass dein Hund oder deine Katze ein geringeres Stresslevel haben, wenn sie sich unwohl fühlen, oder? Aber oft dauert es sehr lange, bis man hier an die Fütterung denkt, zumal die Probleme oft sogar von alleine wieder verschwinden. Und irgendwann wieder auftauchen!
Fertigfutter und Verhaltensprobleme
Der Markt für Fertigfutter ist kaum noch überschaubar und die Anzahl der Futtersorten für „einen sensiblen Verdauungstrakt“ oder „Futtermittelunverträglichkeiten“ wächst stetig. Der Bedarf scheint also da zu sein, aber wie geht man die Sache am besten an?
Leider ist es nach wie von so, dass nur „derjenige, der die Dose zu macht“, deklarieren muss, was er zugesetzt hat.
Heißt also: Frei von Konservierungsstoffen, Geschmacksstoffen, Getreide, Zucker usw. heißt nur, dass am Ende der Produktionskette nichts davon hinzugefügt wurde. Es heißt aber nicht, dass es nicht bereits ein eingekauften Bestandteilen enthalten war.
Und hier beginnt das eigentliche Problem: Kaum jemand weiß, was in dem Futter eigentlich wirklich drin ist. Und um es noch etwas komplizierter zu machen, unter 10 % muss überhaupt nichts deklariert werden, wie soll man da der Ursache auf den Grund gehen können?
Diese Tatsachen erklären sicherlich den immer weiter wachsenden Trend hin zur Biologisch Artgerechten Rohfütterung (BARF), denn nur hier weiß man genau, was das Tier im Napf hat.
Schwankende Frustrationstoleranz, warum?
Das ist gar nicht schwer zu beantworten, denn kaum jemand verfüttert tagein tagaus das gleiche Futter. Selbst wenn viele der Marke treu bleiben, werden innerhalb dieser Marke die Sorten und damit die Inhaltsstoffe (zumindest teilweise) gewechselt bzw. man ändert bei Leckerlies und anderen Dingen das Futterangebot. Manchmal geht dann alles gut, das nächste Mal eher nicht und das Tier reagiert darauf.
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Blutzuckerspiegel – ein Verhaltensbarometer
Dass Schwankungen im Blutzuckerspiegel eine direkte Auswirkung auf das Verhalten haben, wissen wir nicht erst seit der Snickers-Werbung im Fernsehen. Ein niedriger Blutzuckerspiegel kann Angst und Unruhe genauso verstärken wie Aggressionen. Der Treibstoffmangel im Gehirn sorgt generell für eine eingeschränkte Selbstkontrolle.
Wann und wie füttern?
Wenn ein ausgewogener Blutzuckerspiegel zu einem ausgeglichenerem Verhalten führt, ist die logische Konsequenz, dass die einmalige Fütterung pro Tag bzw. ganze Fastentage hier als eher schwierig einzustufen sind.
Oft hilft es schon, die Tiere 2-3 x pro Tag mit kleineren Portionen zu füttern, das Wohlfühlbarometer steigt hier meist schnell an, da ein voller „Teller“ schon immer Glücksgefühle ausgelöst hat.
Wenn du dann die Fütterung noch etwas abwechslungsreich gestaltest, das Futter vielleicht auch etwas im Haus verteilst, Schnüffelteppiche oder Spiele verwendest, die deinen Liebling auch noch beschäftigen und (mit dem Futter) belohnen, dann hast du in Sachen „Wohlfühlen“ schon sehr viel getan und manche Probleme treten in den Hintergrund oder verschwinden sogar ganz. Außer natürlich, das Problem ist das Futter selbst.
Du solltest deinen Hund auch nicht vor einem Training oder der Hundeschule hungern lassen, da der niedrige Blutzuckerspiegel das Konzentrationsvermögen beeinträchtigt und die Tiere den Spaß an der Arbeit viel schneller verlieren. Eine kleine Mahlzeit zuvor macht durchaus Sinn.
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Billigfutter – wo liegen die Probleme?
Mais, Weizen und Soja sind preisgünstige Füllstoffe, die in den meisten minderwertigen Futtersorten zu einem großen Teil enthalten sind. Zugesetzte Zucker-, Geschmacks- und Konservierungsstoffe tun ihr Übriges. Aber irgendwie muss man die Pampe ja mit Geschmack versorgen, sonst würden es unsere schlauen Tier sicherlich nicht fressen.
Hier also noch einmal ganz deutlich: Farbstoffe, Geschmacksstoffe, Zucker, Weizen, Soja und Mais sowie einige Konservierungsmittel stehen in direktem Zusammenhang mit Verhaltensauffälligkeiten wie Aggression und Hyperaktivität.
Ebenso sind sie sehr oft verantwortlich für Durchfälle, Juckreiz und andere körperliche Beschwerden, aber Verhaltensprobleme werden leider meist nicht damit in Zusammenhang gebracht.
Nahrungsergänzungen für verhaltensauffällige Tiere
Die Futtermittelindustrie ist nicht dumm und kennt die selbstgemachten Probleme genau. Was liegt daher näher, als dem besorgten Tierbesitzer gleich noch ein paar Euros mehr aus der Tasche zu ziehen und Nahrungsergänzungsmittel anzubieten oder gleich das Futter damit anzureichern, um das hausgemachte Problem wieder abzumildern?
Tyrosin, Tryptophan und der Serotoninspiegel
Serotonin kennen die meisten von uns als das „Glückshormon“, es hebt die Stimmung und sorgt für Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Für unsere Tiere ist das jetzt aber dumm gelaufen, denn gerade die Aminosäure Tyrosin kommt in Mais und Weizen in hoher Konzentration vor und lässt den Serotoninspiegel stark absinken.
Auch die Konzentration von Tryptophan wirkt auf den Serotoninspiegel und steuert unter anderem die Insulinauschüttung und schon sind wir wieder bei einem stark schwankenden Blutzuckerspiegel.
Was liegt also näher, als Nahrungsergänzungsstoffe zu produzieren, um die Aufnahme künstlicher Aminosäuren wieder zu erhöhen? Und noch besser, wenn man damit dann sogar noch mehr Geld verdienen kann. Ein Teufelskreislauf bei dem unsere Tiere die Verlierer sind.
Fazit: Es gibt auch Tiere, die mit Billigfutter ernährt werden und sehr alt werden, aber es gibt eben auch sehr viele Hunde und Katzen, die darunter leiden und ihre Besitzer damit. Daher rate ich in jedem Fall dazu, bei Verhaltensauffälligkeiten auch die Fütterung genau unter die Lupe zu nehmen. Hier habe ich schon manchmal für echte Aha-Erlebnisse sorgen können.
Bleibt gesund!
Alles Liebe Susanne