Durchfall bei Hund und Katze

Der Verdauungstrakt bei unseren Haustieren (und auch bei uns) beginnt im Mund und endet hinten am After. Wenn Du Dir das einmal bildlich vorstellst, bekommst Du eine Idee davon, wie viele Ursachen Durchfallerkrankungen haben können.

Durchfall (Diarrhoe) ist dabei immer nur ein Symptom einer Erkrankung und kann grundsätzlich in zwei Kategorien eingeteilt werden: Akut oder chronisch, wobei man ab zwei Wochen von einer gewissen Chronizität spricht.

Wenn der Durchfall nicht allzu stark (= flüssig) ist, Dein Tier ansonsten einen gesunden Eindruck macht und das Ganze nicht länger als 24 Stunden dauert, kannst Du mit den folgenden Tipps Deinem Vierbeiner wieder auf die Sprünge helfen.

ACHTUNG: Wenn es Deinem Tier insgesamt schlecht geht, der Durchfall länger anhält und/oder es sich um einen Welpen handelt, geh bitte sofort zum Tierarzt. Das Risiko einer Dehydrierung und einem damit verbundenen massiven Mineralstoffverlust wäre zu hoch.

Hier habe ich Dir ein paar Ursachen für Durchfallerkrankungen aufgelistet:

  • Ernährungsumstellung
  • Ungewohnte Fütterung
  • Verdorbene Futtermittel
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • Nebenwirkung von Medikamenten
  • Allergien
  • Chronische Magen-Darm-Trakt-Entzündungen
  • Parasitenbefall
  • Infektionen verschiedenster Art
  • Erkrankung innere Organe bis hin zu Tumorerkrankungen
  • Stress, psychische Belastungen
  • Und vieles mehr…

Auf das Thema Fütterung möchte ich noch ein bisschen genauer eingehen, denn hier findet sich in ganz vielen Fällen der Grund für das Dilemma, wie beispielsweise:

  • zu schnelle Futterumstellung
  • Fettreiche Kost
  • Verdorbenes Futter (das kann im Sommer oder auch bei Fußbodenheizung ganz schnell gehen)
  • Zu große Futtermengen auf einmal
  • Schneefressen im Winter (betrifft vor Allem Hunde)
  • Unsauberes Wasser
  • Laktose-Unverträglichkeit
  • Schimmelige Futterreste (versteckt oder auch aus dem Mülleimer geklaut)
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien
  • Vergiftungen
  • ….

Nun ist der Durchfall aber da, was ist nun zu beachten?

Vorab solltest Du die nachfolgenden Punkte gewissenhaft abklären:

  • Hat sich der Allgemeinzustand verschlechtert?
  • Liegt eine Dehydration vor? Das kannst Du über eine Hautfalte ganz einfach testen, wenn Du diese mit zwei Fingern hochziehst, darf sie nicht stehenbleiben!
  • Hat Dein Tier Fieber?
  • Ist der Kot blutig oder sind schwarze Verfärbungen (verdautes Blut) enthalten?
  • Dauert der Durchfall schon länger als 24 Stunden ohne dass eine Besserung eintritt?
  • Erbricht sich Dein Liebling zusätzlich?

Wenn Du diese Fragen mit „Nein“ beantworten kannst und Deine Katze bzw. Dein Hund ausreichend trinken, kannst Du erst einmal tief durchatmen und folgende Maßnahmen ergreifen:

  • Leere alle Futter- und Wasserschüsseln, reinige sie gründlich und fülle die Wasserschüsseln mit stillem Mineralwasser oder abgekochtem Leitungswasser
  • Achte auch darauf, dass Dein Tier nicht aus Pfützen trinkt oder sonst auf abgestandenes Wasser zugreifen kann (Garten! Blumenuntersetzer!)
  • Freigänger sollten im Haus bleiben, da eine Überwachung anders kaum möglich ist
  • Bei Hunden solltest Du grundsätzlich darauf achten, dass sie nicht aus bereitgestellten Wasserschüsseln beispielsweise in Arztpraxen, in Gaststätten etc. trinken, hier verbreiten sich Bakterien und andere Mikroorganismen blitzartig.

Achtung: Hunde dürfen auch mal einen kompletten Fastentag einlegen, damit sich der Darm erholt. Katzen müssen zumindest eine kleine Menge Futter zu sich nehmen, da es ansonsten zu einer sehr ernst zu nehmenden Leberproblematik, der Hepatischen Lipidose kommen kann – wenn freiwillig gar nichts geht, dann eben mit der 10 ml Spritze (ohne Nadel) eine der nachfolgenden Rezepturen ins Mäulchen geben, 20-30 ml über den Tag reichen hier aber aus.

Meine Top-Empfehlung als Erste-Hilfe-Maßnahme

Die Moro´sche Karottensuppe

Diese Suppe ist für mich ein wahres Wundermittel, sie wurde vom Kinderarzt Professor Moro aus Heidelberg vor über 100 Jahren entwickelt und hat damals vielen Kindern das Leben gerettet. Durch den Einzug der Antibiotika ist sie fast in Vergessenheit geraten, ist aber heute gefragter denn je, da sie auch bei multiresistenten Keimen wirkt und hier leider viele Antibiotika versagen. Außerdem hat sie keinerlei Nebenwirkungen und schädigt die Darmflora nicht. Ganz im Gegenteil – durch die lange Kochdauer werden Oligogalakturonsäuren (zählen zu den Kohlehydraten) freigesetzt und diese haben ähnliche Rezeptoren wie die Darmschleimhaut selbst. Die pathogenen Keime (=Durchfallerreger) docken hier an und werden ausgeschieden, ohne die Darmschleimhaut zu schädigen. Zudem enthalten Karotten Mineralien, Spurenelemente, Vitamin A und sind reich an Ballaststoffen, sie helfen dem Tier schnell wieder auf die Beine.

Hier das Rezept:

  • 500 Gramm Karotten (Bio oder geschält) zerkleinern und mit einem Liter Wasser zum Kochen bringen. Dann die Temperatur runterschalten und die Suppe 1,5 – 2 Stunden köcheln lassen (wichtig! – nur so werden die Oligosaccharide freigesetzt).
  • Anschließend alles fein pürieren und einen TL Salz zufügen.
  • Mit abgekochtem Wasser wieder bis zu einer Gesamtmenge von einem Liter auffüllen
  • Lauwarm oder abgekühlt in kleinen Portionen über den Tag verteilt verfüttern (hält sich im Kühlschrank 24 Stunden)

Die Suppe kannst Du gut auf Vorrat kochen und portionsweise einfrieren, dann hast Du im Notfall immer was zur Hand. Oder Du besorgst Dir getrocknete Karotten in Pelletform (gibts für die Landwirtschaft) und kochst diese dann genauso wie oben beschrieben.

Leider sind gerade unsere Stubentiger was die Fütterung angeht etwas mäkelig, aber auch nicht alle Hunde sind wahre Karottenfans. Hier ein paar Tricks, wenn es gar nicht funktioniert:

  • Hähnchenfleisch (ohne Haut und Knochen) mitkochen und pürieren
  • Hunde mögen manchmal gern Kartoffelbrei untergemischt
  • Katzen kannst Du vielleicht mit untergerührtem Hüttenkäse und einem EL Honig überzeugen
  • Du kannst die Suppe auch mit dem Lieblingsfutter vermischen
  • Und im Sommer funktioniert sie auch gefroren als „Karotteneis“, allerdings eher bei Hunden

Hier noch weitere Schonkost-Ideen, die Du alternativ anbieten kannst:

  • Hunde:
    Löffelweise Kartoffelbrei, geriebener Apfel oder zerdrückte Banane (mögen Katzen einfach nicht)
  • Katzen und Hunde:
    Hüttenkäse, pur oder untergemischt
    – Heilerde bindet überschüssige Magensäuren und hilft gegen Übelkeit
    -Hafer- oder Reisschleim – dafür kochst Du die Haferflocken bzw. den Reis bis Du nur noch Schleim im Kochtopf hast (Basmati-Reis funktioniert hier nicht!)

Anstelle von Wasser kannst Du bei allen Rezepten auch ganz dünnen Kamillen- oder Fencheltee oder direkt eine der folgenden „Durchfall-Teemischungen“ verwenden, wenn Dein Patient das akzeptiert.

30 Gramm Brombeerblätter und je 15 Gramm Himbeer- und Pfefferminzblätter sowie 10 Gramm Kamillenblüten und Fenchelsamen vermischen
oder
Je 25 Gramm Heidelbeeren, Fenchelsamen Brombeerblätter und Kamille vermischen und ebenfalls als Tee verwenden

Beide Tees helfen im Übrigen nicht nur Hund und Katze sondern auch Frauchen und Herrchen!

Auch Babygläser (Frühkarotten bzw. Karotten mit Kartoffeln etc.) sind eine schnelle Möglichkeit, wenn man sonst gar nichts zur Hand hat, denn die bekommst Du in jedem Drogeriemarkt.

Natürlich gibt es auch viele Fertigpräparate zur Behandlung von Durchfall, beachte aber bitte, dass Dein Tier keinerlei Human-Medikamente bekommen darf, wenn Dir diese nicht ausdrücklich verordnet wurden.

Kohletabletten: Medizinische Kohle (auch Aktivkohle genannt) hilft bei akutem Durchfall die Giftstoffe aus dem Darm zu resorbieren und auszuscheiden und ähneln im Ergebnis  der Moro´schen Karottensuppe, auch wenn der Wirkmechanismus ein anderer ist.
Allerdings gebe ich zu bedenken, dass der Durchfall meistens nicht von einer Minute auf die andere vorbei ist und man Kohleflecken vom Teppich oder anderen Materialien kaum raus bekommt, Karottenflecken kann man immer noch mit Sonnenlicht bleichen – das funktioniert erstaunlich gut (sofern der Teppich nicht fest verlegt ist).

Bitte beachte: Nach 24 Stunden sollte eine deutliche Besserung eingetreten sein, ansonsten würde ich in jedem Fall dazu raten, mit Deinem Tierarzt oder Tierheilpraktiker Kontakt aufzunehmen.

Wenn Dein Patient gute Fortschritte macht, dann gib ihm über ein paar Tage weiter Schonkost, die Du mit dem gewohnten Futter vermischt anbietest. Um die Darmflora wieder aufzubauen, empfehle ich Dir zusätzlich etwas laktosefreien LC1 Joghurt oder Actimel zu verfüttern. Dies wird in den meisten Fällen von Hunden und Katzen gern genommen und darf gern über 14 Tage angeboten werden.

Ich wünsche allen Zwei- und Vierbeinern gute Gesundheit

Susanne

 

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Susanne
„Wer sein Hobby zum Beruf macht, braucht nie mehr zu arbeiten“ (Konfuzius) – Als Tierheilpraktikerin konnte ich mir diesen Traum erfüllen und meine Begeisterung für Naturheilkunde mit meiner Liebe zu Tieren verbinden. Dieses Glück möchte ich hier im Blog mit euch teilen.