Die Landung in Muscat war nur ein kurzer Boxenstopp, denn wir wollten direkt ins Abenteuer: Am Flughafen schnell eine SIM Karte besorgt, unseren 4WD Mietwagen abgeholt und dann ab ins Landesinnere, genauer gesagt nach Nizwa, die ehemalige Hauptstadt. Nizwa ist der Inbegriff des alten Oman – keine Hochglanzfassaden, sondern echte, jahrhundertealte Tradition.
Nizwa und das historische Herz des Omans
Der berühmte Ziegenmarkt von Nizwa und der Zauber der alten Stadt
Freitag ist Markttag, und das ist in Nizwa ein Spektakel der besonderen Art! Wir standen mitten im Getümmel des Ziegenmarktes. Stell dir vor: Hunderte von Omanis in ihren traditionellen Dishdashas, feilschende Stimmen und – natürlich – Ziegen, die im Kreis herumgeführt werden. Ein unglaubliches, lautes und faszinierendes Live-Event, das so authentisch ist, dass man meint, die Zeit sei hier stehen geblieben. Unbedingt früh aufstehen, denn gegen 8.30 Uhr ist das Spektakel schon wieder vorbei.

Vom tierischen Treiben ging es in den angrenzenden Souk, wo der Duft von Datteln, Gewürzen und dem edlen omanischen Weihrauch in der Luft lag. Wir probierten uns durch allerlei Leckereien und haben das bunte Treiben genossen.
Ausflüge in die Umgebung von Nizwa
Al Hamra & Misfath al Abriyyin
Wir erkundeten die verlassenen Lehmhäuser von Al Hamra und spazierten durch das malerische Bergdorf Misfath al Abriyyin, das sich terrassenförmig an den Berg schmiegt. Überall plätscherte das historische Falaj-Bewässerungssystem – ein grünes Wunder inmitten der kargen Landschaft. Datteln konnten wir direkt von den Plamen pflücken – so lecker!

Wadi Nakhar – Der Grand Canyon des Omans
Ein absolutes Highlight war der Blick in die Tiefe am Wadi Nakhar. Die Schlucht ist so dramatisch und tief, dass man sofort versteht, warum sie diesen Beinamen trägt. Der Sonnenuntergang bei einem (alkoholfreien) Cocktail – unbeschreiblich.

Fort Bahla – Das UNESCO-Weltkulturerbe im Oman
Natürlich durfte ein Besuch der gewaltigen Lehmfestung von Bahla nicht fehlen. Das UNESCO-Weltkulturerbe thront eindrucksvoll über der Oasenstadt – ein echtes Machtsymbol und ein Fest für jeden Architekturliebhaber.

Jebel Akhdar – der grüne Berg: Von Diana’s Point bis zu den Rosendörfern
Nach so viel Kultur und Geschichte fuhren wir ins Hochgebirge! Nächster Stopp: Das majestätische Jebel Akhdar Gebirge.
Die Allrad-Pflicht am Jebel Akhdar
Schon die Auffahrt ist ein kleines Abenteuer. Die Straße ist so steil und kurvig, dass sie Allrad-Fahrzeugen (4WD) vorbehalten ist und ein Kontrollposten prüft, ob man wirklich im richtigen Gefährt sitzt. Kurz vor dem Anstieg machten wir aber nochmal Halt am Wadi Tanuf. Normalerweise ein reißender Fluss, doch in der Trockenzeit konnten wir im Flussbett durch die spektakuläre Schlucht hindurchwandern – ein toller Vorgeschmack auf die Naturwunder, die uns erwarteten.

Luxus auf 2.000 Metern: Vom Infinity-Pool zum Diana’s View
Oben angekommen war der erste Stopp der berühmte Diana’s View Point – benannt nach Prinzessin Diana, die diesen atemberaubenden Ausblick über die terrassierten Hänge ebenfalls genoss. Ein schneller Fotostopp, um die epische Szenerie einzufangen, und dann zum Check-in in unser Hotel.

Das Hotel Indigo Jabal Akhdar lockte nicht nur mit seiner Lage, sondern mit der höchsten Rooftop Bar Arabiens! Das war der Glamour-Moment des Tages. Bei einem kühlen Drink den Sonnenuntergang über den schroffen Bergen zu sehen, für uns purer Luxus.
Wandern, Hitze und omanische Herzlichkeit
Am nächsten Tag stand die Drei-Dörfer-Wanderung auf dem Programm, vorbei an Obst- und Rosenplantagen sowie den berühmten terrassierten Feldern. Wunderschön, aber die Hitze war erbarmungslos und wir nach dem stundenlangem Marsch in der Mittagshitze einfach nur müde.
Wir standen am Straßenrand und warteten auf ein Taxi (oder besser gesagt, hofften auf eines), als ein netter Omani mit seinen zwei Kindern anhielt. Er winkte uns einfach in sein Auto, fragte freundlich, wo wir hinmüssten, und fuhr uns ganz selbstverständlich bis vor die Tür unseres Hotels. Eine unbezahlbare Erfahrung und der beste Beweis für die Gastfreundschaft dieses Landes! Den Rest des Tages ließen wir die müden Beine im Infinity-Pool baumeln.
Wüstenzauber: und Kamelfleisch
Neuer Tag, neues Ziel: Die Wahiba Sands Desert. Unser 4WD durfte endlich zeigen, was er kann! Der Kampf durch den weichen Sand war stellenweise anstrengend, aber unser Wagen hat sich tapfer geschlagen.

Aufstieg zum Sonnenuntergang
Das Ankommen im Wüstencamp ist ein surrealer Moment. Rundherum nur golden-rote Sanddünen, soweit das Auge reicht. Obwohl wir vom Fahren schon müde waren, mussten wir unbedingt hoch auf die höchste Düne. Der anstrengende Aufstieg im tiefen Sand hat sich gelohnt: Wir wurden mit einem unglaublichen Sonnenuntergang belohnt – die Dünen wechselten minütlich ihre Farben von Gold zu Orange und dann zu tiefem Rot.
Ein besonderes BBQ
Zurück im Camp wartete ein köstliches BBQ. Neben Datteln, Hummus und Fladenbrot gab es eine besondere Premiere: Kamelfleisch! Es schmeckt tatsächlich überraschend gut, sehr mager und erinnert stark an Rind. Ein perfekter Ausklang für einen Tag voller Abenteuer, unter einem sternenklaren Wüstenhimmel.

Erwachen in Gold und Grün: Von Wüstendünen zur Oase
Aufgewacht im Herzen der Wüste, genossen wir ein traditionelles omanisches Frühstück. Am Boden sitzend fühlte es sich an, als wären wir weit in der Vergangenheit gelandet.. Dazu der Duft von frischem Brot und starkem Kaffee – ein perfekter Start.
Nach dieser Stärkung hieß es wieder: „Dune Bashing“ in Eigenregie! Unser Allrad-Flitzer kämpfte sich tapfer die Sandberge hinauf und hinunter. Es ist erstaunlich, wie schnell man sich an das Gefühl gewöhnt, wenn der Sand unter den Reifen spritzt.

Abkühlung im Wadi Bani Khalid
Nach dem trockenen Wüstenabenteuer sehnten wir uns nach Wasser. Unser nächstes Ziel war das berühmte

Im Gegensatz zu manch anderem Wadi führt dieses hier das ganze Jahr über Wasser. Die Felsenbecken sind gesäumt von Palmen, das Wasser ist kristallklar. Wir ließen uns durch die Pools treiben, schauten den kleinen Fischen zu, die an unseren Füßen knabberten und genossen dieses Gefühl der puren Erfrischung.
Am Abend kehrten wir in unser Camp zurück und ließen den Tag gemütlich bei Fackelschein ausklingen.
Goodbye Desert, Hello Ocean: Sur und das Wunder der Schildkröten
Am nächsten Morgen fuhren wir in Richtung Osten, direkt an die Küste, nach Sur. Die Stadt hat einen maritimen Charme und ist berühmt für ihre Dhau-Werft.
Die Kunst der Dhau-Bauer
Ein Besuch in der Werft war wie eine Reise in die Vergangenheit. Die traditionellen Dhau-Boote – die historischen Segelschiffe der Arabischen Halbinsel – werden hier noch komplett in Handarbeit gebaut. Der Bau eines einzigen großen Bootes kann bis zu 30 Jahre dauern! Man spürt den Stolz und die Tradition, die in jedem Holzbalken steckt.

Gänsehaut-Moment in Ras al Jinz – die Eiablage der Grünen Meeresschildkröten
Doch das wahre emotionale Highlight des Tages, vielleicht sogar der Reise erwartete uns am Ozean: Das Schildkröten-Reservat in Ras al Jinz. Dieses Refugium ist ein geschützter Ort, an dem die Grüne Meeresschildkröte zur Eiablage an Land kommt.

Nachts wurden wir zu einem geschützten Strandabschnitt geführt. Die Stille der Nacht, das Rauschen des Meeres und dann… das Wunder: Wir konnten eine riesige Meeresschildkröte dabei beobachten, wie sie konzentriert ihre Eier ablegte. Was für ein unfassbar vollkommener Moment!
Und am nächsten Morgen – gleich nochmal Gänsehaut: Wir erlebten, wie die kleinen Babyschildkröten aus dem Sand schlüpften und ihren aufregenden, ersten Weg ins Meer antraten. Zu sehen, wie diese winzigen Geschöpfe instinktiv dem Meer zustreben, ist unvergesslich. Das gesamte Team des Resorts achtet streng auf den Schutz der Tiere und sorgt dafür, dass dieser Zauber erhalten bleibt.

Wadi und andere Herausforderungen
Mit dem herrlichen „Schildkröten-Lächeln“ im Gesicht starteten wir in einen neuen Tag voller Wadis – und kleiner Herausforderungen!
Wadi Tiwi, das Wadi der engen Gassen und „unsichtbaren Wasserläufen“
Schon nach wenigen Kilometern wurde uns klar: Die engen, steilen Gassen, die sich durch das Wadi ziehen, sind für unser großes Mietauto eine Zerreißprobe – oder gar unpassierbar. Und acht Kilometer bei gefühlten 40 Grad in der prallen Sonne steil bergauf? Nein, danke!
Aber der Oman wäre nicht der Oman ohne seine hilfsbereiten Bewohner: Ein netter Omani bot uns gegen ein kleines Trinkgeld an, uns so weit wie möglich in seinem Wagen mitzunehmen. So war es dann nur noch eine halbe Stunde Fußmarsch bis zur Belohnung: Ein herrlich kühles Bad in den Pools, umgeben von Dattelpalmen. Manchmal ist der Weg das Ziel – und manchmal ist der Weg einfach zu heiß und man braucht einen Lift! Am Rückweg blieben wir dennoch mit dem Auto in einem Wassergraben hängen, aber auch da kamen uns Omanis zu Hilfe und nach ein paar Schreckminuten, hatten wir wieder „Strasse unter den Rädern!.
Wadi Shab – mein persönliches Lieblings-Wadi
Gleich im Anschluss wartete mein persönliches Highlight: Das Wadi Shab („Schlucht zwischen den Klippen“). Wir gaben uns einen Ruck und wagten die Wanderung in der sengenden Mittagshitze. Guter Rat: Macht das lieber am frühen Morgen!

Aber jede Schweißperle war es wert. Es ist eine faszinierende Kombination aus Trekking und Schwimmen: Wir kletterten über Stock und Stein, schwammen durch türkisfarbene Becken, kletterten wieder weiter, bis wir schließlich vor einem Felsspalt standen. Ein letztes kurzes Schwimmstück, und wir waren in der verborgenen Höhle mit dem Wasserfall! Das Licht, das durch die Öffnung in die Höhle fiel, der kleine Wasserfall – einfach magisch. Die Mühen haben sich definitiv gelohnt; dieses Wadi ist der Inbegriff des Abenteuer-Omans.
Muskat und seine Highlights
Am Abend dann der Kontrast: Wir fuhren zurück nach Muskat. Nach so viel Natur, Stille und Weite fühlte sich die Hauptstadt plötzlich wie eine Metropole an – aber eine sehr elegante, gediegene. Die letzten Tage vergingen wie im Flug und waren eine Mischung aus Kultur und Shopping:
Die Große Sultan Qaboos Moschee ist ein architektonisches Wunderwerk, dessen Besuch vorallem für Frauen eine Erfahrung der besonderen Art ist, aber wir haben uns den strengen Regeln am Eingang gerne und aus Respekt vor der Kultur gebeugt und wurden zur vollständigen Abaya-Trägerin – erst so durften wir die heiligen Hallen mit dem ehemals größten Teppich und dem funkelnden Swarovski-Kronleuchter betreten. Mit einer Fläche von über 40 Hektar und Platz für bis zu 20.000 Gläubige ist die Große Sultan Qaboos Moschee eine der größten Moscheen der Welt.

Al-Alam Sultanspalast und die Oper von Muscat
Königliche Eleganz: Wir bestaunten den prächtigen Al-Alam Sultanspalast mit seinen Säulen und das Royal Opera House. Dort hatten wir sogar das Glück, einen Blick hinter die Kulissen werfen zu dürfen und einer Probe des Musicals „Sindbad der Seeräuber“ beizuwohnen. Und ja, der kleine Sindbad war tatsächlich ein Omani.

Auf dem Mutrah Souk gab es dann die letzten Mitbringsel: Datteln, wohlriechendes Parfüm, Seifen, ein wunderschöner Kaftan und viele kulinarische Leckereien.
Ocean Vibes Deluxe: Die Daymaniat Islands & Stille am Stausee
Zum Abschluss nochmal ein echtes Natur-Highlight. Eine Katamaran-Fahrt zu den Daymaniat Islands! Diese Inselgruppe ist ein geschütztes maritimes Naturreservat. Wir schnorchelten an bunten Korallenriffen und konnten mit den sanften Meeresschildkröten schwimmen! Ein Mittagessen an Bord rundeten diesen perfekten Ausflug ab.
Wadi Dayqah Dam – der größte Stausee des Omans

Unseren letzten Tag wollten wir nochmal in der Natur ausklingen lassen. Wir fuhren ein letztes Mal Richtung Berge zum Wadi Dayqah Dam, dem größten Stausee des Omans. Dieses unglaubliche Panorama genossen wir in absoluter Stille. Obwohl dort bereits ein Adventure Center existiert, in dem wir uns ein Boot liehen, war im September noch nichts los. Wir hatten das gesamte Areal für uns allein – inmitten der majestätischen Bergkulisse. Im Gegensatz zu vielen Regionen dient der Stausee nicht nur der Speicherung des kostbaren Regenwassers zur Trink- und Brauchwasserversorgung, sondern vorrangig auch dem lebenswichtigen Hochwasserschutz, um die verheerenden Fluten nach Zyklonen in den Wadis aufzufangen.
Am Abend dann noch ein letzter gemütlicher Bummel über den belebten Qurum Beach in Maskat, bevor es mit einem Koffer voller Weihrauch und unvergesslicher Erinnerungen zurück nach Hause ging.
Fazit: Oman – Ein Land, das alle Erwartungen übertrifft
Ob Abenteuer in den Bergen, Luxus am Pool, Magie in der Wüste oder die Wunder unter dem Meer – der Oman hat uns mit seiner Vielfalt und Schönheit schlichtweg überwältigt.
Was uns aber am nachhaltigsten beeindruckt hat, ist die unglaubliche Freundlichkeit und Herzlichkeit der Omanis. Das Land gilt nicht umsonst als eines der sichersten der Welt. Besonders erwähnenswert: Auch für alleinreisende Frauen gibt es keinerlei Probleme, man wird stets mit Respekt und Hilfsbereitschaft behandelt. Und: Unglaublich, aber wahr: Der Liter Benzin kostet umgerechnet ca. 50 Cent.

Einziger Hinweis für Urlauber: Wer nur einen klassischen Badeurlaub mit belebten Stränden sucht, ist hier nicht ganz richtig. An den Küsten und Stränden, die wir besucht haben, trafen wir trotz 40 Grad keine Badegäste an – das öffentliche Baden ist dort einfach nicht üblich. Der Oman ist ein Land für Entdecker, Kulturliebhaber und Abenteurer, die bereit sind, tiefer einzutauchen!
Wir haben bei Journaway Travel gebucht und können diesen Reiseanbieter nur weiterempfehlen. Wer Im Vorfeld schon etwas „Oman schnuppern“ möchte, dem empfehle ich das Buch „Lese-Reise Oman“. Als Reiseführer vertrauten wir – wie nahezu immer – den Reise-Know-How-Verlag, OMAN ist erst 2025 erschienen und topaktuell.
Alles Liebe
Susanne


