(K)ein Titel zur Freude?
2018 ist die wilde Verwandtschaft unserer Stubentiger, die Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) zum Wildtier des Jahres gekürt worden – leider hat diese Auszeichnung meist einen traurigen Hintergrund, denn die Europäische Wildkatze war bei uns bis auf einige Exemplare in Naturparks bereits fast ausgerottet.
Heute findet man die scheue Einzelgängerin vor allem in den Mittelgebirgen und im Bayerischen Wald mit einigen tausend Exemplaren wieder vor, leider wird aber ihr natürlicher Lebensraum weiter eingeschränkt oder auch komplett vernichtet.
Die Wildkatze braucht naturnahe Wälder mit vielen Hecken und Gehölzen in einem großen Revier, welches nicht von Straßen oder gar Autobahnen durchkreuzt wird.
Denn während sie sich am Tag meist versteckt, zieht sie nachts ihre Kreise und auf die Jagd – deshalb bekommt man sie auch nur sehr selten zu Gesicht und muss sich meist mit ihren Spuren zufrieden geben.
Obwohl Wildkatzen kaum größer sind als unsere Hauskatzen (diese stammen von der Falbkatze aus Afrika ab), gibt es markante Unterschiede. Eine Wildkatze ist keine verwilderte Hauskatze, auch Kreuzungen aus beiden, so genannte Hybriden sind extrem selten.
Die Wildkatze ist insgesamt kräftiger und gedrungener als unsere Hauskatzen, der Schwanz ist sehr buschig mit einem stumpfen Ende, welches schwarz gezeichnet ist. Die Färbung ist wildfarben, aber nicht sehr kontrastreich (fast verwaschen) mit dunklen Ringen. Wobei natürlich die „Wildkatzen unter den Hauskatzen“ wie die Maine Coon (hier gehts zur Rassebeschreibung der Maine Coon) ihr je nach Fabschlag optisch schon sehr nahe kommen können, allerdings ist die Maine Coon deutlich größer und schwerer.
Wildkatzen wiegen nur vier (Katzen) bis 5 (Kater) kg und hinterlassen zwar einen Pfotenabdruck wie unsere Stubentiger, allerdings ohne abgebildete Krallen.
Die Felis silvestris silvestris ernährt sich hauptsächlich von Mäusen, aber auch Vögel, Kaninchen, Eidechsen und Frösche können je nach Verbreitungsgebiet auf Ihrer Speisekarte stehen. Pflanzen und Aas verschmäht sie sofern sie nicht von großem Hunger geplagt wird.
Sie wird wie unsere frei lebenden Hauskatzen im Durchschnitt 7-10 Jahre alt, in betreuter Umgebung können beide allerdings bis zu 16 Jahre alt werden.
Verbreitungsgebiet der Europäischen Wildkatze:
Leider geht die Population der Wildkatzen nicht nur in Deutschland sondern auch in Großteilen Europas seit Jahrzehnten immer weiter zurück (ausgenommen Naturschutzgebiete), noch im 20. Jahrhundert war die Wildkatze in den europäischen Wäldern weit verbreitet. Heute findet man sie hauptsächlich auf dem Balkan, der iberischen Halbinsel, sowie in Italien und in Naturschutzgebieten von Frankreich, den Beneluxländern sowie auch in Deutschland.
Wir können unserem Wildtier des Jahres 2018 nur wünschen, dass sich die Populationen erholen und sie uns und unseren Nachfahren erhalten bleibt. Es wäre schade, wenn man die einheimischen Wildtiere bald nur noch aus dem Zoo kennen würde.
Wennn Du mehr über die Europäische Wildkatze erfahren möchtest oder Dich vielleicht sogar im Bereich Wildtierschutz engagieren möchtest, die Deutsche Wildtierstiftung in Hamburg www.deutschewildtierstiftung.de gibt hier gern Auskunft und bietet manchmal sogar feste Stellen oder Praktikumsplätze im Rahmen des Wildtierschutzes in Deutschland an. Natürlich werden auch Spenden gerne angenommen, somit kann jeder seinen Teil dazu beitragen, um unsere Natur und die Artenvielfalt am Leben zu erhalten.
Viele Grüße
Susanne