Rohfleischfütterung – ein Gesundheitsrisiko?
Die Studie ist gerade in aller Munde und (fast) jeder hat etwas dazu zu sagen. Gerade der Fertigfutterindustrie spielt das Ergebnis natürlich in die Hände oder besser gesagt in die Kasse.
Inhaltsverzeichnis:
Was ist dran?
Richtig ist, dass die Untersuchung des Lebensmittelinstituts der Uni Zürich in BARF-Menüs multiresistente Keime / Salmonellen nachgewiesen hat! Aber….
Kurz zur Faktenlage
- Eine Untersuchung der Uni Zürich von 51 Proben fertig zusammen gestellter BARF-Menüs (z.T. mit Gemüse / Obst) ergab, dass in 3,9% der Fälle Salmonellen nachgewiesen wurden, in 62,7% der Fälle unterschiedliche Bakterien, die gegen die typischen Breitband-Antibiotika resistent sind. Davon 2 Stämme, die auch gegen Reserve-Antibiotika resistent sind.
- Für die Untersuchungen wurden 47 Menüs in 6 verschiedenen Städten oder im Internet in einem Radius von 300 km um das untersuchende Labor gekauft, 4 Proben stammten aus einem Schweizer Betrieb, der entsprechende Ware produziert. Die Proben wurden gefrostet gekauft und bei 4 Grad Celsius aufgetaut, um dann untersucht zu werden.
- Als Beleg für die Bedrohlichkeit dieser Ergebnisse wird im Text der Studie ausgeführt, dass gerade in den USA in den letzten Jahren gravierenden Salmonellen-Infektionen, ausgehend von Tiernahrung, aufgetreten seien.
Aber….
Bevor man jetzt aber in Panik verfällt, sollte man sich den letzten Teil der Veröffentlichung durchlesen. Hier gibt es mehrere bemerkenswerte Sätze, die die Ergebnisse relativieren.
- Das Institut stellt abschließend fest, dass die Datenlage dazu aus anderen Ländern dünn ist und keine abschließende Bewertung erlaubt.
- Eine kürzlich in den Niederlanden veranlasste Untersuchung vergleichbarer Produkte wies eine geringere Verkeimungsrate mit multiresistenten Keimen auf. Man muss zur Interpretation auch sagen, dass z.B. die Niederlande generell auch in Krankenhäusern zur Eindämmung von MRSA sehr strenge Hygieneprotokolle entwickelt haben, seitdem geht die Zahl der MRSA-Fälle dort kontinuierlich zurück.
- Zudem wird der Hinweis ergänzt, dass es in den USA keine flächendeckenden Kontrollen zur Futtermittelhygiene im Heimtierbereich gibt. (Erläuterung dazu: Die einzelnen Bundesstaaten haben voneinander abweichende Vorschriften dazu, die zu Teil sehr lasch sind – deswegen gibt es in den USA sehr viel öfter verunreinigtes Hund- und Katzenfutter und entsprechend dazu gehäuft Sammel-Schadensersatzklagen.)
- Die geringe Anzahl der Proben sei ebenfalls ein Grund, warum die Untersuchung kein abschließendes Ergebnis zu der grundsätzlichen Belastung mit multiresistenten Keimen in der Rohfütterung zulasse.
- Außerdem wurde nur eine Probe aus der gesamten Charge untersucht, was wiederum dazu führt, dass keine grundsätzliche Aussage zu einer Charge getroffen werden kann.
Was steht NICHT im Bericht, wäre aber wichtig zu wissen?
In Fleischproben aus dem Lebensmittelhandel wurden schon mehrmals multiresistente Keime gefunden.
- Zum einen zeigt sich dabei, dass dies kein Problem ist, dass nur BARF betrifft – eher im Gegenteil, denn es dürften deutlich mehr Menschen ihr Fleisch im Supermarkt kaufen als es gebarfte Hunde oder Katzen in Deutschland / in der Schweiz gibt.
- Erst im April wurde bekannt, dass bei Laboruntersuchungen von Hähnchenfleisch aus Supermärkten / Discountern bei 56% aller Proben eine Belastung mit multiresistenten Keimen festgestellt wurde, jede dritte davon eine wies eine Verkeimung mit Bakterien auf, gegen die auch Reserveantibiotika nichts ausrichten können. (Hier für weitere Infos clicken)
Wir erinnern uns: Bei den untersuchten BARF-Proben belief sich der Anteil auf 2 aus 51, macht 3,92%.
Man muss sich also eins klar machen: Der Nachweis von multiresistenten Keimen im Fleisch (unabhängig vom Verwendungszweck) ist nur ein Symptom, dessen Ursachen eigentlich schon lange bekannt sind:
- Unsachgemäßer Einsatz von Antibiotika bei Mensch und Tier
- Unzureichende oder nicht eingehaltene Hygieneprotokolle in Krankenhäusern / im Gesundheitswesen.
Unzureichende Hygiene bei der Fleischverarbeitung muss natürlich immer vermieden werden, das betrifft aber unsere menschliche Nahrung genauso wie die tierische. Aber dass Bakterien überhaupt erst resistent wurden, hat andere Gründe. Das darf man nicht einfach auf BARF schieben.
Uns zu guter Letzt: Unserer Tiere haben diesen Keimen aufgrund ihres deutlich höheren PH-Wert im Magen wesentlich mehr entgegenzusetzen als wir Menschen.
Wer sich noch tiefer in das Thema einlesen möchte, hier ein Link zum Artikel einer Kollegin
Danke liebe Ute von www.barf-gut.de für diesen Artikel.
Es wäre sicherlich nicht zum Wohle unserer Tiere, wenn wir aufgrund dieser Panikmache nun alle wieder brav zur Fütterung von industriell hergestelltem Fertigfutter wechseln würden, jeder muss für sich selbst entscheiden, welchen Weg er gehen möchte. Bei vielen Allergikern gibt das Krankheitsbild die Ernährung mit BARF bereits vor und da solltest du dich auch nicht verrückt machen lassen! Und dass bei der Verarbeitung von Rohfleisch Hygiene einen hohen Stellenwert hat, sollte eigentlich jedem klar sein. Wenn du dennoch Skrupel hast, kannst du das Fleisch auch anbraten oder kochen, Keime sind oft nicht hitzestabil.
Alles Liebe
Susanne