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Wenn die Waage streikt
Übergewicht bei Hund und Katze – ein leidiges Thema
Übergewicht bei Hund und Katze ist ein weit verbreitetes Problem – meist ist eine Kombination aus mehreren Faktoren daran schuld: Eine Fütterung, die zu viele Kalorien enthält und im Vergleich dazu zu wenig Bewegung.
Erschwerend kommen Erkrankungen wie Arthrose, Schilddrüsenunterfunktion oder auch eine langfristige Cortison-Therapie hinzu. Die Bewegung ist hier oftmals eingeschränkt, unsere Tiere nehmen bei gleicher Fütterung stetig zu.
Übergewicht schleicht sich meistens an. Man nimmt es als Halter oft erst wahr, wenn das Halsband bzw. das Geschirr nicht mehr wie gewohnt sitzt, der Hund sich anders bewegt oder man drauf angesprochen wird.
Fütterung optimieren
Dass die Fütterung bei der Entstehung von Übergewicht eine entscheidende Rolle spielt ist klar:
- zuviel Futter
- zu viele Naschereien
- appetitanregende Inhaltsstoffe
- eine unpassende Zusammensetzung
All das können Gründe dafür sein, dass der Zeiger der Waage kontinuierlich nach rechts rutscht.
Hunde und Katzen können prinzipiell mit jeder Fütterungsart zunehmen. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass das Risiko der Gewichtszunahme mit Trockenfutter höher liegt als mit einem Nassfutter oder Rohfütterung. Da Trockenfutter das Wasser fehlt, liefert es auch mehr Kalorien als dieselbe Menge Nassfutter oder BARF.
Eigentlich soll man vom Trockenfutter auch weniger als von anderen Futtersorten füttern, aber: Oft wird Trockenfutter nicht abgewogen, sondern Pi mal Daumen in den Napf gefüllt.
Und seien wir ehrlich – das mit dem Augenmaß ist immer so eine Sache, am Ende landet deswegen oft etwas mehr im Napf als eigentlich vorgesehen.
Bei Katzen wird Trockenfutter oft sogar zur freien Verfügung angeboten, weil Katzen Häppchenfresser sind. Nur – auf diese Art und Weise fressen unsere Katzen dann meist auch mehr.
Gerade Wohnungskatzen, die tagsüber alleine sind, schlendern dann gerne mal zum Napf, auch Tiere fressen aus Langeweile mehr als sie brauchen.
Trockenfutter kann auch deswegen problematisch sein, weil der Stärke- bzw. Kohlenhydratanteil sehr hoch ist. Für Katzen sind übermäßige Kohlenhydrate jedoch kaum in Energie umzusetzen, deswegen landen diese Kalorien direkt auf den Hüften.
Wie schlimm sind denn ein paar Kilo zuviel?
Jetzt könnte man ja sagen: „Och, das bisschen Übergewicht, nun lass doch, er /sie frisst halt so gerne…“ Ja, die meisten Hunde fressen gerne. Und genau da liegt auch das Problem.
Das Tückische am Übergewicht bei Hund und Katze ist nicht nur der langsame Weg dahin, sondern auch, dass es in Verbindung mit zahlreichen Erkrankungen steht. Gelenkverschleiß oder Herzerkrankungen sind direkte Folgen von zu viel Körpergewicht. Bei Pankreatitis vermutet man eine Begünstigung durch Übergewicht und auch die Entstehung von Krebserkrankungen wird mit zu viel Körperfett in Verbindung gebracht.
Bei Katzen ist Übergewicht nicht nur für Herz und Kreislauf ein Risiko.
Nehmen wir beispielsweise mal Diabetes mellitus. Eine der Erkrankungen, bei denen ganz eindeutig der Bezug zur (falschen) Fütterung hergestellt werden kann.
Der Blutzuckerspiegel kann durch das Insulin nicht mehr ausreichend kontrolliert werden, weil er z.B. durch Zucker und viele Kohlenhydrate ständig zu stark nach oben getrieben wird.
Übergewichtige Katzen sind deswegen besonders gefährdet, weil gerade Fettgewebe wenig Insulinrezeptoren besitzt. Je mehr Fettgewebe, desto weniger Insulinrezeptoren. So kann selbst bei ausreichender körpereigener Produktion von Insulin dessen Wirkung stark herabgesetzt sein.
Und auch bei den häufigen Harnwegsinfektionen wird vermutet, dass Übergewicht einer von mehreren Faktoren ist, der die Entstehung begünstigt.
Wie bekommt man den Hund oder die Katze dazu, abzunehmen?
Erstmal muss man sich klar machen, was der Hund oder die Katze am Tag alles frisst. Zunächst wäre da das ganz normale Futter.
Passt da die Futtermenge? Kann man die Futtermenge etwas nach unten setzen? Hier gilt: Die Futtermenge nie zu drastisch auf einmal reduzieren, damit der Stoffwechsel nicht „einschläft“.
Folgende Faustregel hilft dir bei der Berechnung weiter: Man nimmt das Zielgewicht als Ausgangspunkt für die Futtermenge pro Tag. Wenn der Hund als 30 Kilo wiegt und 3 Kilo abnehmen soll, nimmt man die Futtermenge für einen 27-Kilo-Hund. Wenn sehr viel Gewicht abgebaut werden muss, ist es sinnvoll, sich mit mehreren Zwischenetappen bis zum Zielgewicht vor zu arbeiten.
Sind Radikalkuren bereits für Hunde nicht zu empfehlen, muss man bei Katzen ausdrücklich davor warnen, die Futtermenge zu stark zu reduzieren. Bei übergewichtigen Katzen kann dadurch sehr schnell eine hepatische Lipidose entstehen, bei der die Leber verfettet und die für Katzen im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
Trockenfutter: Lieber wechseln!
Ist Trockenfutter die Hauptnahrung, sollte man die Fütterung umzustellen. Alleine dadurch wird bereits Gewicht abgebaut werden.
Ich weiß, dass das bei Katzen deutlich leichter gesagt als getan ist, aber ein bzw. mehrere Versuche und etwas Durchhaltevermögen (seitens der Besitzer!) ist es in jedem Fall wert.
Bei Hunden kann man das Fertigfutter mit zusätzlichem Gemüse oder „Füllmaterial“, wie Flohsamenschalen, Lunge (Achtung: Zuviel kann Durchfall verursachen!) oder Futterzellulose strecken.
Tja, und bei den Leckerlies muss man leider hart sein.
Das heißt: Nur noch ganz gezielt und eine bestimmte Menge füttern. Zum Beispiel, indem man Leckerlies pro Tag oder pro Woche abwiegt und in ein extra Glas oder in eine extra Dose packt. Wenn das leer ist, dann wars das mit Naschereien für den Tag oder eben die Woche.
Wichtig ist auch, dass man die Leckerlies und Kauartikel in der normalen Ration berücksichtigt. Entweder, man setzt die Futtermenge von Anfang an etwas niedriger an oder man zieht sie von der Gesamtfuttermenge ab.
Wichtig ist zudem, dass alle, die tagtäglich mit dem Hund bzw. der Katze zu tun haben, in die „Mission Abnehmen“ mit einbezogen werden: Kinder, Omas und Opas, Nachbarn – unsere Tiere haben meist mehrere Futterquellen.
Ausreichend Bewegung ist wichtig
Bewegung ist das zweite große Thema, das leider oft unterschätzt wird: Eine Stunde lockeres Spazierengehen pro Tag erfüllt das Grundbedürfnis eines Hundes, bei jungen Hunden ist das aber meist zu wenig.
Erhöhte Aktivität ist das aber noch lange nicht. Es reicht auch nicht, wenn einmal pro Woche zusätzlich eine Stunde Hundetraining auf dem Programm steht.
Aber zusätzliche Bewegung ist zwingend notwendig, wenn es ums Abnehmen geht – aber eben schonend und dem Hund angepasst. Ausdauer aufbauen, die tägliche Bewegung erhöhen, ohne plötzlich Hochleistungssport zu betreiben.
Bei Freigängerkatzen ist ausreichende Bewegung meistens vorhanden, bei Wohnungskatzen wird das schon schwieriger. Hier helfen zusätzliche Spieleinheiten, Bewegung in die Höhe, z.B. durch Catwalks oder erhöhte Futterplätze.
Der einfachste Weg zum schlanken Vierbeiner: Prophylaxe
Die beste Strategie bei Übergewicht ist tatsächlich: Vorbeugen.
Denn auch bei Hunden und Katzen ist es nicht so einfach, zu viel Gewicht wieder loszuwerden. Im Gegenteil, meistens ist das ein langes, zähes Ringen, das beide Seiten viele Nerven kostet.
Der Stoffwechsel passt sich aber irgendwann an, die reduzierten Futtermengen reichen dann aus, um das Gewicht zu halten.
Übergewicht ist auch ein eher unbeliebtes Thema, weil es viel mit dem eigenen Leben zu tun hat. Mit der eigenen Bewegung. Mit der eigenen Konsequenz, was Leckereien oder auch mal das bewusste Auslassen einer Fütterung angeht.
Wir wissen alle, wie mitleidig unsere Lieblinge schauen können und wie anfällig man in solchen Momenten für ein schlechtes Gewissen ist.
Und als Ergebnis oft schon reflexhaft den Leckerli-Beutel zückt, die Rinderkopfhaut rausrückt oder in die Küche saust, um endlich das Futter hinzustellen. Mit Leckerlies oder der Fütterung generell „erkaufen“ wir uns mitunter Zuneigung oder auch Zeitersparnis.
Wir sind für die Ernährung unserer Tiere verantwortlich!
Wir wissen, es ist der einfachere Weg ist, der Katze einfach etwas zu fressen zu geben, wenn sie morgens im Bett mauzend auf einem herumtrampelt und einem ganz zufällig die Pfote ins Gesicht patscht. Lieber steht man seufzend auf, stellt Futter hin und kann sich dafür noch einmal eine halbe Stunde ohne weitere Störungen umdrehen, als auf die Spielaufforderung der Katze einzugehen.
Wir selbst sollten das schlechte Gewissen haben, wenn unser Hund oder unsere Katze übergewichtig ist. Denn unsere Dickerchen sind nicht süß, sondern in ihrer Lebensqualität deutlich eingeschränkt.
Wir tun unseren Tieren nichts Gutes, indem wir ständig und unkontrolliert füttern und unsere Tiere mit Leckerlies ruhigstellen. Hunde und Wohnungskatzen sind bei der Ernährung auf uns und unseren Sachverstand angewiesen – wir können mit der passenden Ernährung sehr einfach und effektiv Erkrankungen vorbeugen und unseren Tieren ein gesundes Leben bis ins hohe Alter ermöglichen. Und ganz nebenbei: Eine zusätzliche Spiel- und Schmuseeinheit ist Balsam, nicht nur für Hunde- und Katzenseelen.
Mit einer gesunden und abwechslungsreichen, möglichst naturnahen Ernährung können wir dem Übergewicht auf ganz natürliche Art und Weise den Kampf ansagen.
Diätfutter und andere Hilfsmittel führen genau wie bei uns Menschen nur zum altbekannten Jojo-Effekt, nicht zu einer dauerhaft „guten Figur“.
Für Fragen zum Thema stehen euch Ute Wadehn von Barf-gut und natürlich auch ich gerne zur Verfügung. Danke Ute, für den tollen Artikel.
Liebe Grüße
Susanne