Unter einer chronischen Niereninsuffizienz (CNI) versteht man eine langsam fortschreitende Erkrankung der Nieren, die leider bei vielen Katzen tödlich endet.
Meine beiden Maine Coon Katzen Lucie (14 Jahre) und Felina (10 Jahre) haben leider mittlerweile auch beide Probleme mit den Nieren. Nicht nur deshalb starte ich hier ab September 2025 einen fortlaufenden Bericht, in dem ich ganz offen und ehrlich teile, welches Futter und welche Medikamente ich einsetze, was funktioniert und was vielleicht auch nicht und wie es meinen beiden Fellnasen geht.
Das Heimtückische daran: In den meisten Fällen sind die Nieren bei der Diagnose bereits stark geschädigt. Eine Heilung ist dann nicht mehr möglich, denn einmal zerstörtes Nierengewebe kann sich nicht regenerieren. Ziel der Behandlung ist es daher, den noch funktionstüchtigen Teil der Nieren bestmöglich zu unterstützen und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Möglichkeiten der medizinischen Vorsorge gegen Chronische Niereninsuffizienz (CNI)
Um frühzeitig eingreifen zu können, solltest du ab dem siebten Lebensjahr deiner Katze einmal jährlich ein großes Blutbild anfertigen lassen – mit besonderem Augenmerk auf die Nierenwerte. So lassen sich erste Veränderungen oft erkennen, noch bevor Symptome auftreten.
Besonders hilfreich ist in diesem Zusammenhang der sogenannte SDMA-Wert. Dieser Nierenfunktionsmarker ist seit einigen Jahren verfügbar und kann ganz einfach im Rahmen einer Routine-Blutuntersuchung mitbestimmt werden. Er reagiert bereits auf geringfügige Einschränkungen der Nierenleistung – deutlich früher als Kreatinin oder Harnstoff – und sollte deshalb unbedingt ernst genommen werden.
Was passiert bei einer Niereninsuffizienz im Körper der Katze?
Die Nieren einer Katze bestehen aus rund 200.000 funktionellen Einheiten – den sogenannten Nephronen. Sie sind dafür zuständig, Abbauprodukte aus dem Blut zu filtern und den Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt des Körpers zu regulieren. Bei einer chronischen Niereninsuffizienz (CNI) sterben diese Nephrone nach und nach ab. In der Folge können Stoffwechselabbauprodukte und Elektrolyte nicht mehr ausreichend verarbeitet und ausgeschieden werden.
Vor allem giftige Substanzen wie Ammoniak bleiben im Körper zurück und reichern sich dort zunehmend an. Diese sogenannte Urämie – eine Harnvergiftung – belastet den gesamten Organismus und führt zu einer langsamen inneren Vergiftung der Katze.
Im weiteren Verlauf können sich Entzündungsherde bilden, häufig sind auch die Schleimhäute betroffen. Der gestörte Elektrolythaushalt beeinträchtigt zusätzlich die Nährstoffaufnahme, und auch der Blutdruck gerät aus dem Gleichgewicht – denn die Niere spielt eine entscheidende Rolle bei dessen Regulierung.
Bleibt die Erkrankung unbehandelt, führt die fortschreitende Vergiftung zu motorischen Ausfällen, neurologischen Symptomen und schließlich zum Organversagen.
Akute Niereninsuffizienz (ANI) oder Chronische Niereninsuffizienz (CNI)
Eine akute Niereninsuffizienz tritt bei Katzen meist plötzlich auf und kann bei rechtzeitiger Diagnose oft erfolgreich behandelt werden. Wird sie jedoch nicht erkannt, führt sie meist sehr schnell zum Tod des Tieres.
Auslöser für eine akute Niereninsuffizienz können verschiedene Vergiftungen sein, zum Beispiel durch Frostschutzmittel oder Medikamente. Auch ein starker Blutverlust nach einem Unfall mit einem raschen Blutdruckabfall oder ein Verschluss der Harnwege durch Harnsteine können ebenso wie bakterielle Infektionen innerhalb kurzer Zeit zu einer akuten Niereninsuffizienz führen.
Im Gegensatz dazu entwickelt sich die chronische Niereninsuffizienz bei Katzen langsam und schleichend. Oft bleiben die ersten Symptome lange unbemerkt, sodass die Erkrankung häufig erst diagnostiziert wird, wenn bereits bis zu 75 % des Nierengewebes geschädigt sind.

Was tun bei der Diagnose CNI?
Es stimmt, dass die chronische Niereninsuffizienz zu den häufigsten Todesursachen bei älteren Katzen gehört. Dennoch ist es ein Trugschluss zu glauben, dass die Diagnose automatisch ein Todesurteil bedeutet.
Mit der richtigen Ernährung – insbesondere phosphatarm –, einer passenden medikamentösen Behandlung (ich setze dabei auch auf homöopathische Unterstützung) und vor allem viel Liebe und Fürsorge kann dein Liebling trotz der Erkrankung noch eine gute Lebensqualität haben.
Wie lange diese Zeit anhält, hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel:
Wie weit die Krankheit bereits fortgeschritten ist
Welche weiteren gesundheitlichen Probleme vorliegen
Wie gut die Katze mit der Fütterung zurechtkommt
Stadien von Nierenerkrankungen
Eine CNI wird nach der IRIS (Internationalen Renal Interest Society) in vier verschiedene Stadien eingeteilt:
- Stadium 1: Kreatinin unter 1,6 mg/dl (bzw. unter 140)
- Stadium 2: Kreatinin 1,6-2,8 mg/dl (140-249), die Restnierenfunktion liegt bei ca. 33 %, schwache Krankheitsanzeichen
- Stadium 3: Kreatinin 2,9 – 5,0 mg/dl (250-442), die Restnierenfunktion liegt bei ca. 25 %, mittelstarke Krankheitsanzeichen
- Stadium 4: Kreatinin über 5,0 mg/dl (über 442), die Restnierenfunktion liegt unter 10 %, stark ausgeprägte Krankheitsanzeichen
Gibt es eine homöopathische Behandlungsmöglichkeit bei CNI?
Ja – ganz klar! In meiner Praxis betreue ich viele Katzen mit dieser Diagnose und konnte bereits zahlreiche positive Erfahrungen mit homöopathischer Behandlung sammeln.
Besonders viel habe ich durch die Behandlung meiner eigenen Katze gelernt. Die Tierärztin hatte damals eine Prognose von maximal sechs Monaten gestellt – doch dank der individuellen homöopathischen Therapie konnten wir diese Zeitspanne um über vier Jahre bei guter Lebensqualität verlängern. Dafür bin ich auch heute noch sehr dankbar.
Lebenserwartung mit CNI
Eine genaue Prognose ist schwierig, da viele Faktoren eine Rolle spielen. Bei rechtzeitiger Behandlung kann man betroffenen Katzen jedoch oft noch mehrere Monate bis Jahre bei guter Lebensqualität ermöglichen.
Bis dahin führte sie das Leben einer nicht mehr ganz fitten, dafür aber sehr verwöhnten älteren Dame, die konsequent ihre (homöopathischen) Medikamente bekommen hatte und auf die Ernährung achten musste.
Ich hoffe sehr, dass ich mit der aktuellen Diagose bei meinen beiden Maine Coon Mädels Lucie & Felina auch so viel Glück habe.
Wie erkennt man Nierenprobleme bei Katzen?
Während die akute Niereninsuffizienz bei sofortiger Behandlung heilbar ist, endet die chronische Niereninsuffizienz in den allermeisten Fällen tödlich.

Symptome einer Chronischen Niereninsuffizienz
- vermehrtes Trinken
- vermehrtes Urinieren
- Allgemeine Schwäche
- Gehäufte Zahnfleischentzündungen mit Mundgeruch
- Struppiges Fell
- Die Katzen erbrechen häufig
- Gewichtsverlust
- Krampfanfälle
- Erblindung (eine Folge von Bluthochdruck)
- Im Endstadium riechen die Tiere nach Urin und wirken oft orientierungslos
Symptome einer Akuten Niereninsuffizienz
- Meist auf eine Vergiftung oder ein anderes Krankheitsgeschehen zurückzuführen
- Mattigkeit, Lethargie
- Appetitlosigkeit
- Rasanter Abbau des Allgemeinbefindes
Ernährung und Tipps für ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei CNI
Warum frisst eine Katze mit Niereninsuffizienz schlecht bis sehr schlecht?
In den meisten Fällen leiden Katzen mit chronischer Niereninsuffizienz (CNI) unter einer chronischen Gastritis – also einer Entzündung der Magenschleimhaut – sowie einer Stomatitis, einer schmerzhaften Entzündung des Zahnfleisches. Beide Erkrankungen verursachen Schmerzen während oder nach der Nahrungsaufnahme.
Hinzu kommt, dass viele betroffene Katzen dauerhaft unter Übelkeit leiden. Das wirkt sich stark auf den Appetit aus und begünstigt zudem Erbrechen.
Futteraufnahme
- Stell den Fressnapf etwas höher, so kann die Katze leichter fressen und muss sich nicht vorüber beugen und die Magensäure kommt ihr nicht „hoch“.
- Füttere lieber mehrere kleine Portionen, diese belasten den Magen nicht so sehr
- Abends hilft es oft, etwas Ulmenrinde (Slippery Elm Bark) zu füttern, damit der Magen in der Nacht geschont wird, hier liegt oft der Grund für morgendliches Erbrechen.
Katzen zum Trinken animieren
Damit die Nieren gut gespült werden und die Ausscheidung von Giftstoffen unterstützt wird, ist es besonders wichtig, dass deine Katze ausreichend trinkt. Das ist allerdings oft leichter gesagt als getan. Hier sind einige praktische Tipps, die dir dabei helfen können:
- Viele Katzen lassen sich durch plätscherndes Wasser zum Trinken animieren, stell einen Trinkbrunnen auf
- Man kann das Wasser „geschmackvoller“ machen, indem du etwas Thunfischsaft, Fleischbrühe, Fleischsaft oder Milch zugibst. Aber maximal 10-15 % der Flüssigkeit.
- Stell mehrere Trinkmöglichkeiten auf, auch an ungewöhnlichen Stellen, manchmal reicht es, für mehr Gelegenheiten zur Flüssigkeitsaufnahme zu sorgen
- Gib zu jeder Mahlzeit noch 2-3 EL Wasser in den Futternapf
- Verzichte auf Trockenfutter, das entzieht dem Körper noch mehr Flüssigkeit
Ernährung einer nierenkranken Katze
Die richtige Ernährung ist für Katzen mit Nierenerkrankungen besonders wichtig. Als Carnivoren (Fleischfresser) ist das Verdauungssystem der Katze nicht auf die Verarbeitung von Getreide ausgelegt. Ihr fehlen die notwendigen Enzyme, um diese komplexen Kohlenhydrate effizient zu verwerten. In der freien Natur nehmen Katzen Getreide eigentlich nur in Form des Mageninhalts ihrer Beutetiere, wie zum Beispiel einer Maus, auf.

Ein zu hoher Getreideanteil belastet die Nieren von Katzen erheblich und trägt häufig zur Entstehung einer chronischen Niereninsuffizienz bei. Viele handelsübliche Fertigfuttersorten enthalten daher mehr oder weniger große Mengen Getreide. Dies kann dazu führen, dass die Katze nicht ausreichend mit hochwertigen Proteinen versorgt wird und sich der pH-Wert im Körper in Richtung basisch verschiebt. Normalerweise liegt der pH-Wert bei Katzen bei etwa 6,8, also leicht sauer. Eine Verschiebung ins Basische begünstigt die Bildung von Nieren-, Harn- und Blasensteinen.
Um die Nieren zu schonen, ist es außerdem wichtig, den Blutdruck zu regulieren. Dies gelingt durch eine Reduzierung des Natriumgehalts im Futter. Zudem sollte das Futter nur wenig Phosphor enthalten, da Phosphor die Verkalkung der Nieren fördern kann. Eine positive Wirkung auf die Nieren wird auch dem entzündungshemmenden Lachsöl zugeschrieben, das seine Wirkung direkt im Nierengewebe entfaltet.
Eine nierenfreundliche Ernährung für Katzen muss also sowohl salz- als auch phosphatarm sein – gleichzeitig aber den Ansprüchen eines Fleischfressers gerecht werden. Hochwertige Proteinquellen mit niedrigem Phosphatanteil sind daher entscheidend.
- auf niedrige Kalzium-Phosphor Werte achten
- Phosphor Überschuss durch Kalziumcarbonat ausgleichen
- kein Knochenmehl verfüttern, das enthält sehr viel Phosphor
- auch keine Knochen füttern (siehe Knochenmehl)
- keine Bierhefe füttern, besser einen Vit B Komplex geben
- Vitamin E Tropfen zugeben
- Pflanzenöle durch tierische Öle ersetzen
- kein Getreide füttern
Leider erfüllen viele der gängigen Nierendiätfutter diese Vorgaben nur zum Teil, daher macht eine vernünftige Ernährungsberatung wirklich Sinn.
Eiweißarme Fleischsorten sind Lamm, Rinderniere, Rinderzunge, Schweinspeck oder auch ein gut druchwachsenes Nackensteak. Beim Fisch kannst du auf Kabeljau, Makrele, Aal, Seeteufel oder auch Pangasius und Heilbutt zurückfreifen. Als Richtwert gilt: Lieber fettere Sorten als eiweißreiche Sorten verfüttern.
Es gibt mittlerweile auch fertige BARF Menüs für nierenkranke Katzen!
Ist die Chronische Niereninsuffizienz schmerzhaft?
Oft sind es die Begleiterscheinungen der chronischen Niereninsuffizienz, die der Katze Schmerzen bereiten – die Nieren selbst sind in den meisten Fällen nicht das Hauptproblem.
Typische Beschwerden sind zum Beispiel:
Magenschmerzen durch eine Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut)
Schmerzen in der Maulhöhle aufgrund von Zahnfleischentzündungen
Probleme im Bewegungsapparat durch die fortschreitende Vergiftung und Ablagerungen
Allgemeines Unwohlsein
Infusionen und andere lebensverlängernde Maßnahmen bei CNI
Jeder Tierbesitzer muss für sich und sein Tier selbst entscheiden, welche Maßnahmen wie lange durchgeführt werden sollen. Ich empfehle meinen Patientenbesitzern immer, genau hinzuschauen und den Fokus auf Lebensqualität statt nur auf Lebensverlängerung zu legen.
Gerade in den letzten Lebenswochen werden Katzen häufig mit regelmäßigen Infusionen behandelt. Meiner Meinung nach dienen diese oft nur dazu, das Leiden der Tiere, der Menschen und letztlich auch die finanzielle Belastung hinauszuzögern – ohne einen wirklichen Nutzen.
Aus diesem Grund käme für mich eine dauerhafte Infusionstherapie nicht infrage. Ich würde maximal drei Infusionen geben. Wenn die Nieren danach nicht wieder selbst funktionieren, würde ich mein Tier erlösen lassen. Denn der ständige Stress und Schmerz, der durch mehrmalige Praxisbesuche pro Woche entsteht, ist für alle Beteiligten belastend – zumal keine echte Besserung mehr zu erwarten ist.
Diese Entscheidung muss jedoch jeder für sich selbst treffen. Bis es so weit ist, gibt es viele Möglichkeiten, deiner Katze – und auch dir – eine gute und manchmal überraschend lange Zeit mit guter Lebensqualität zu schenken.
Alles Liebe
Susanne