Diabetes mellitus bei Hunden und Katzen
Diabetes mellitus ist eine der häufigsten Hormonstörungen bei Hunden und Katzen.
Worauf solltest du achten und was bedeutet die Diagnose Diabetes mellitus für deinen Liebling?
Inhaltsverzeichnis:
Symptome: Wie erkennt man Diabetes beim Tier?
Wenn dein Tier folgende Symptome zeigt, solltest du an Diabetes mellitus denken:
- Vermehrter Durst (Polydipsie)
- Vermehrter Urinabsatz (Polyurie)
- Oft vermehrter Appetit (Polyphagie)
- Meist Gewichtsverlust
- Fellverlust
- Allgemeine Fellprobleme (stumpf, glanzlos, schuppig)
- Im späteren Verlauf Linsentrübungen am Auge
Wie wird Diabetes bei Hunden und Katzen diagnostiziert?
Die Untersuchung von Blut und Urin bringt hier Klarheit. Bei der sog. Zuckerkrankheit findet man Glukose im Urin und erhöhte Zuckerwerte im Blut.
Um das Tier medikamentös richtig einzustellen, macht es Sinn, ein sogenanntes Tagesprofil beim Tierarzt erstellen zu lassen. Das Tier bekommt morgens einen Zugang gelegt und alle zwei Stunden wird Blut abgenommen und analysiert. Anhand dieser Werte wird dann die genaue Insulindosis bestimmt.
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Was bedeutet „zuckerkrank“?
Im Darm der Tiere wird die tägliche Nahrung aufgespalten, damit der Körper diese verwerten kann. Kohlenhydrate werden hauptsächlich zu Glukose umgewandelt und liefern dann die benötigte Energie für den Organismus.
Katzen gewinnen ihre Energie im Übrigen aus Fleisch (Gluconeogenese), deshalb benötigen Sie auch keine Kohlenhydrate im Futter!
Damit diese Energie in den Zellen ankommt, braucht der Körper das Hormon Insulin, das in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert wird. Es „öffnet die Tür der Zelle für die Glukose“.
Wenn das Insulin fehlt „bleibt die Tür geschlossen“ und die Glukose reichert sich im Blut des Tieres an, das Tier wird zuckerkrank.
Diabetesformen bei Hund und Katze
Grundsätzlich spricht man von zwei verschiedenen Diabetesformen, dem Typ 1 und dem Typ 2, eine Sonderform stellt der Typ-3-Diabetes dar.
Typ-1-Diabetes
Die Bauchspeicheldrüse bildet überhaupt kein Insulin mehr, es muss „von außen“ zugeführt werden, damit der Patient überleben kann. Diese Diabetesform wird Insulin-abhängiger Diabetes genannt.
Ursache für ist eine autoimmune Zerstörung der insulinproduzierenden Zellen (Langerhans-Inselzellen) in der Bauchspeicheldrüse. Diese Zellen werden beim Typ-1-Diabetes vom Körper als fremd eingestuft und zerstört.
Die Ursachen hier sind noch nicht ganz genau erforscht, man geht von verschiedenen Faktoren aus:
- Genetische Disposition
- Infektionen
- …
Typ-2-Diabetes
Hier produziert die Bauchspeicheldrüse zwar noch Insulin, aber entweder nicht genug oder aber, die Zellen reagieren nicht (mehr) entsprechend auf das Insulin. Diese Diabetesform nennt man Insulin-unabhänger Diabetes.
Hier liegt das Problem an einem (oft genetisch bedingten) Rezeptordefekt. Die Empfindlichkeit der Zellen für die Insulinaufnahme ist herabgesetzt.
Mögliche Ursachen:
- Genetische Disposition
- Geschlecht
- Hormone
- Medikamente
- Übergewicht
- Bewegungsmangel
Typ-3-Diabetes
Diese eher seltene Diabetesform ist die Folge einer anderen Grunderkrankung, wie beispielsweise Morbus Cushing, Schilddrüsenunterfunktion, Progestorongaben (Trächtigkeitsdiabetes) etc.
Der Typ-3-Diabetes kann bei erfolgreicher Therapie der Grunderkrankung wieder komplett ausgeheilt werden. Wenn die Grunderkrankung weiterhin besteht, entwickelt sich allerdings ein bleibender Diabetes daraus.
Ernährung – Futter
Fakt ist, dass ca. 50 % unserer Tiere zu dick sind und hier liegt bereits die größte Gefahr, an Diabetes mel. zu erkranken.
Diabetische Tiere haben besondere Ansprüche an die Fütterung, hier solltest du dich eingehend beraten lassen. Denn die Diabetiker-Fertigfutter sind meist nur deutlich teurer, nicht aber qualitativ höher. An vielen Produkten verdient der Tierarzt gut mit, es gibt durchaus auch hochwertige Fertigfutter, die genauso gut oder vielleicht sogar besser sind. Ebenso ist BARF eine gute Alternative.
- Leicht verdaulich
- Fettarm
- Proteinreich
- Kalorienreduziert
- Möglichst frei von Zucker und Kohlehydraten, wie Mais, Reis, Nudeln usw.
Zudem haben die erkrankten Tiere einen erhöhten Bedarf an:
- Vitaminen: B1, C, E und H
- Mineralstoffen: Magnesium und Natrium (Vorsicht bei Chronischer Niereninsuffizienz)
- Spurenelementen: Chrom und Zink
Zuckerwerte: Ab wann spricht man von Diabetes?
Bitte hier immer auf die Referenzwerte der Labore achten, hier kommt es teilweise zu Abweichungen.
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Blutzucker-Referenzwerte bei der Katze:
2,6 – 8,4 mmol/l bzw. 46,8 – 151,3 mg/dl
Die Nierenschwelle für Glukose liegt bei Katzen ungefähr bei 14 mmol/l (252 mg/dl). Ab diesem Wert wird Glukose im Urin ausgeschieden.
Blutzuckerreferenzwerte beim Hund:
3,5-6,1 mmol/l bzw. 63,1 – 109,9 mg/dl
Die Nierenschwelle liegt bei Hunden ungefähr bei 10 mmol/l (180 mg/dl). Ab diesem wird Glukose im Urin ausgeschieden.
Wie häufig ist Diabetes bei Hund und Katze?
Gibt es Rassedispositionen?
Man geht von etwa 1% der Hunde und Katzen in Deutschland aus, die zuckerkrank sind, aufgrund der Fertigfutterernährung (Trockenfutter) leider mit steigender Tendenz.
Diabetes mellitus, auch Hyperglykämie genannt, ist eine der häufigsten endokrinen
(hormonell bedingten) Erkrankung bei Hund und Katze.
Auch wenn Tiere jedes Alters und geschlechtsunabhängig an Diabetes mel. erkranken, gibt es ein paar Faktoren, die die Krankheit wohl begünstigen:
- Ab dem mittleren Alter, ca. 5-7 Jahre steigend
- Unkastrierte Hündinnen erkranken häufiger
- Kastrierte Kater sind bei den Katzen am stärksten betroffen
- Grundsätzlich übergewichtige Tiere (80 % der Diabetes-Tiere haben Übergewicht!)
- Bewegungsmangel spielt eine bedeutende Rolle bei der Entstehung
- Rassedispositionen (Beagle, Chow Chow, Alaskan Malmute, Pudel, Labrador, Retriever, Spitz (auch Wolfsspitz und Huskies), West Highland Terrier, Dackel, Zwergschnauzer. Bei den Katzen ist dies weniger ausgeprägt, eine minimale Häufung gibt es bei den Burma Katzen.
Neben genetischen Faktoren und Krankheiten spielt auch Stress bei der Entstehung eine wichtige Rolle.
Hunde erkranken meist an einem Typ-1-Diabetes, Katzen und wir Menschen dagegen meist an einem einen Typ-2-Diabetes.
Woher kommt der große Durst bei Diabetes mel. Patienten?
Die überschüssigen Zuckermoleküle im Blut werden mit dem Harn ausgeschieden. Zucker zieht osmotisch Wasser nach sich, daher setzen die erkrankten Tiere große Mengen Urin ab und müssen viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen.
Blutzucker selbst messen, geht das?
Ja, das ist natürlich möglich und macht durchaus Sinn. Hierzu benötigst du ein gutes Blutzuckermessgerät, auch Glukometer genannt. Hier gibt es mehrere Anbieter, in Tests am Tier hat sich aber das Accu Check mit den genauesten Werten durchgesetzt, daher ist das auch meine Kaufempfehlung.
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Es wird natürlich etwas Zeit brauchen, bis sich das Tier an die Prozedur gewöhnt hat, aber du kannst mit Clickertraining und angenehmen Ritualen hier eine Routine aufbauen. Das Blut entnimmst du am besten an einer Ohrvene oder am Pfotenballen. Dein Tierarzt hilft dir hier sicher, die richtige Stelle zu finden.
- Schalte das Gerät an und stecke den Teststreifen ein
- Benutz eine kleine Lanzette oder eine andere Stechhilfe
- Halte die Pfote oder den Kopf stabil, dass der „schwer erkämpfte“ Bluttropfen nicht abgeschüttelt werden kann
- Nimm den Tropfen mit dem Testgerät auf, das Ergebnis hast du sofort vorliegen
Diese Prozedur geht nach einer gewissen Zeit wirklich schnell und ist für Mensch und Tier deutlich stressfreier als jedes Mal der Gang zum Tierarzt. Zudem ist es auch wesentlich günstiger.
Insulinarten
In den allermeisten Fällen wird dein Tierarzt eines der nachfolgenden drei Insuline verschreiben:
- Caninsulin
Das immer noch am meisten verschriebene Präparat. Früher war es das einzige Insulin – eigentlich für Hunde hergestellt, durfte es für Katzen vom Tierarzt umgewidmet werden. Es wird in der Regel zweimal pro Tag verabreicht und aus Schweineinsulin hergestellt. - ProZink
Ein neueres Präparat, das speziell für Katzen entwickelt wurde. Es wird aus Rinderinsulin hergestellt, das dem Katzeninsulin näher sein soll als das Schweineinsulin. Allerdings wird in einigen Foren auch darüber berichtet, dass es zu folgenschweren Unterzuckerungen kam, die teilweise zum Tod der Tiere geführt haben. Die kürzere Wirkdauer bei schnellem Wirkungseintritt machen die Dosierung deutlich schwieriger. Aberes gibt auch viele Tiere, die es besser vertragen, als das gängige Caninsulin. Lass dich hier beraten. - Lantus und Levemin
Beides Präparate aus der Humanmedizin, die nur eingesetzt werden dürfen, wenn die Tiere weder auf Caninsulin noch auf ProZink ansprechen. Dies kann bei einer Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung) oder auch bei gleichzeitigen Cortisongaben der Fall sein.
Anwendung der Insulinspritze
Am einfachsten geht es mit dem Vetpen der Firma Intervet. Diesen Fertigpen gibt es leider nur für das Caninsulin. Es funktioniert wie ein Füller, der mit einer Kanüle bestückt wird, die Einheiten können eingestellt werden. Diese Verabreichung empfinden viele Tierbesitzer als einfacher. Lass dich hier von deinem Tierarzt ausführlich beraten.
Alternativen zu Insulin
Je nach Ausprägung des Diabetes mel. kann man den Blutzuckerspiegel häufig auch alternativ wieder in den Normwert bringen, aber auch hier ist eine genaue Überprüfung der Werte gerade ich der Umstellungsphase notwendig.
Es gibt folgende Möglichkeiten:
- Ernährungsumstellung
- Mehr Bewegung
- Gewichtsreduktion
- Homöopathische Ansätze
- Vitalpilz Therapie
Gefahr der Überzuckerung
Gründe für eine Überzuckerung
- Das Insulin wurde vergessen oder es wurde zu wenig gespritzt
- Das Tier hat zuviel gefressen
- Das Tier hatte großen Stress
- Medikamente wurde verabreicht und die Insulindosis nicht angepasst
- Andere Erkrankungen sind hinzugekommen
(Spät-)Folgen einer Überzuckerung
- Nierenerkrankungen
- Herzprobleme
- Schädigung der Gefäße im Allgemeinen
- Ketoacidose
Hier liegt das größte Problem der Überzuckerung. Der Körper kann die Energie aus Glukose nicht umwandeln, da das Insulin fehlt, er greift daher auf Fettreserven im Körper zurück, das Tier magert ab. Der Körper übersäuert und trocknet aus, was wiederum Organschäden zur Folge hat, die für das Tier schnell lebensgefährlich werden können.
Gefahr der Unterzuckerung
Gründe für eine Unterzuckerung
- Es wurde zuviel Insulin gespritzt
- Das Tier hat nicht oder zu wenig gefressen
- Das Tier hat sehr viel Energie verbraucht (Hundesport beispielsweise)
- Das Tier hat stark abgenommen und die Dosis wurde nicht angepasst
Symptome für eine Unterzuckerung
- Bewegungsstörungen und Muskelzittern
- Hunger
- Krämpfe
- Erweiterte Pupillen
- Koma
Eine Unterzuckerung ist akut deutlich gefährlicher als eine Überzuckerung, kann aber natürlich auch ein Hinweis auf eine Remission der Bauchspeicheldrüse sein (der Körper produziert wieder selbst Insulin und gesundet).
Dem Tier sofort etwas zum Fressen anbieten oder Glukose oder Honig oral zuführen. Den Blutzuckerwert kontrollieren und mit dem Tierarzt die weiteren Schritte besprechen.
Spontanheilung durch Kastration?
Auch Sexualhormone können den Diabetes beeinflussen und eine Kastration kann hier für eine Regulierung sorgen. Allerdings ist dann akribisch darauf zu achten, dass das dein Tier im Anschluss nicht an Gewicht zulegt, da der Diabetes dann meist schnell wieder zur Stelle ist.
Lebenserwartung mit Diabetes mel.
Diabetes ist eine Erkrankung, mit der man gut leben kann, wenn sie richtig eingestellt ist und die Ernährung entsprechend optimiert wird.
Hast du noch weitere Fragen? Melde dich gern bei mir.
Alles Liebe
Susanne