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Der Zahn der Zeit?
Katzenzähne, oft auch ein Problem in jungen Jahren
Zahnprobleme sind leider auch bei Katzen nicht nur aufs Alter beschränkt. Erstaunlich viele junge Katzen haben hier bereits massive Probleme, die behandelt werden müssen. Da sich gerade Katzen Schmerzen nur sehr selten anmerken lassen, ist hier eine genaue Beobachtung seitens der Besitzer sehr wichtig. Über 90 % der (teils massiven) Zahnprobleme (auch FORL) bei Katzen werden als Nebendiagnose festgestellt – diese Zahl sollte uns alamieren.
Hellhörig solltest du unter anderem bei folgenden Symptomen werden:
- Futter fällt aus dem Maul
- starker Mundgeruch
- deine Katze speichelt stark
- Sie nimmt an Gewicht ab
- die Zunge hängt raus
- sie hat oft das Maul geöffnet und schläft auch so (bekommt dadurch leicht eine Erkältung)
- sie schreit und ist in der Maulregion berührungsempfindlich
Zu Beginn steht der Zahnwechsel
Eine ausgewachsene Katze hat 30 Zähne, beim Milchgebiss sind es nur 26. Der Zahnwechsel erfolgt in der Regel zwischen dem 4. und 8. Lebensmonat, manchmal unbemerkt, manchmal durchaus mit Begleiterscheinungen wie Durchfall oder Fieber. Mit dem Durchbruch der Eckzähne ist der Zahnwechsel dann meist abgeschlossen.
Das Zahnfleisch und Paradontitis
Gesundes Zahnfleisch ist glatt, gleichmäßig und hat eine rosa Farbe. Es stabilisiert die Zähne im Kiefer und bildet eine Barriere für Bakterien und Keime. Die Austrittsstelle des Zahnes aus dem Zahnfleisch ist leider auch die Eintrittsstelle für pathogene (krankmachende) Keime. Diese wandern dann in die Tiefe und führen zu einer Zahnfleischentzündung, der Paradontitis.
Die Gründe für eine Paradontitis sind unterschiedlich, wobei Zahnstein hier eine führende Rolle spielt. Aber auch verschiedene Krankheiten und Infektionen können hier die Grundlage für eine Lockerung der Zähne bilden. Daher ist bei der Diagnose Paradontitis immer Ursachenforschung wichtig. Nur das Entfernen der Zähne bzw. die Behandlung einer Paradontitis reicht in vielen Fällen nicht aus. Denn nur wenn die Ursache gefunden und behoben wird, kommt das Teufelsrad zum Stillstand. FeLV, FIP, FIV, Calici- oder Herpesviren können der Grund für eine Zahnfleischentzündung sein und hier besteht dringender Handlungsbedarf.
Zahnstein – nur ein kosmetisches Problem? Leider nein.
Zahnbelag, die sogenannte Plaque lagert sich lagert sich auf den Zähnen ab. Diese Schicht entfernt sich leider nicht von selbst, nur durch regelmäßiges Putzen bzw. Kauen wird sie wieder abgetragen. Plaque besteht aus mehrern Bestandteilen: Eiweiße, Kohlenhydrate und Bakterien sind hier vorrangig zu nennen. Gerade die Bakterien sind hier als Ursache für Zahnfleischentzündungen zu nennen, da sie selbst weitere Giftstoffe produzieren.
Die Plaqueschicht wird mit der Zeit immer dicker und härtet aus, Zahnstein entsteht. Der reinigende Speichel hat keine Chance mehr, an den Zahn selbst ranzukommen und das Unheil im Katzenmaul nimmt seinen Lauf. Die Keime dringen immer tiefer ins Zahnfleisch ein und greifen den Zahnhalteapparat an.
Zahnprobleme – nur ein Problem im Maul? Leider nein.
Auch im Humanbereich hat es sich mittlerweile rumgesprochen, dass „ein kaputter Zahn für so manche Probleme an ganz anderer Stelle zuständig ist„.
So ist es leider auch bei unseren Stubentigern. Die Giftstoffe der Plaquebakterien können über die Blutbahn transportiert auch zu Herzkrankheiten, Schädigungen an Leber, Niere, Lunge und sogar Autoaggressionskrankheiten führen. Daher solltest du Zahnprobleme beim Tier nie auf die leichte Schulter nehmen.
FORL – das Grauen im Maul hat vier Buchstaben
Feline Odontoklastische Resorptive Läsionen – diese Krankheit hat nichts mit Karies und Bakterienbefall zu tun.
Man nimmt mittlerweile an, dass bis zu 50 % aller Katzen irgendwann davon betroffen sein werden und dennoch bleibt diese Krankheit oft unterkannt, da sich viele Katzen einfach nichts anmerken lassen.
Optisch erkennt man FORL meist an einer starken Zahnfleischentzündung , die Löcher in den Zähnen sieht man dagegen eher selten, da die Zähne „von unten raus“ geschädigt werden. Allerdings gibt es auch noch eine zweite Variante, die Zähne wirken völlig gesund und erst beim Entfernen von Zahnstein fallen sie oft regelrecht auseinander.
Leider ist FORL eine Krankheit, die in den meisten Fällen alle Zähne im Katzenmaul befällt. Und: Der Auslöser von FORL ist bis heute unbekannt, es sind keine Bakterien, auch regelmäßige Maulhygiene kann den Verlauf nicht stoppen und der Spuk endet erst mit dem Entfernen alles Zähne.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass das Problem falsch aktivierte Odontoklasten zur Ursache hat. Diese sind für die Auflösung der Zahnwurzel bei den Milchzähnen zuständig. Ihre Arbeit ist mit dem Ausfallen dieser erledigt. Warum bei manchen Tieren die Odontoklasten weiter aktiv bleiben, weiß man leider bis heute nicht.
Behandlung von FORL und deren Folgen
Wie bereits oben geschrieben, gibt es derzeit nur eine anerkannte Behandlungsmöglichkeit: Alle Zähne müssen raus.
Allerdings können die Katzen dennoch gut fressen, sind in der Regel viel glücklicher, da schmerzfrei und manche Freigänger erlegen auch zahnlos ihre Mäuse und fressen diese. Selbst Trockenfutter kann ohne Zähne mit der Kauleiste zerkleinert und gefressen werden.
Paradontitis vorbeugen? Zähneputzen, Futter … ?
Gegen FORL gibt es leider keine Möglichkeit, aber gegen die Entstehung einer Paradontitis kannst du einiges tun:
- Zähneputzen – es ist eine der wenigen Möglichkeiten, die Plaque vom Zahn regelmäßig zu entfernen und so der Bildung von Zahnstein vorzubeugen. Es gibt spezielle Zahnbürsten für Katzen, aber auch Fingerlinge aus der Apotheke können hier verwendet werden
- Ernährung – Verschiedene Studien belegen, dass Katzen, die gebarft werden, hier weniger Probleme haben. Die Zusammensetzung des Speichels ist hier wesentlich aggressiver gegen schädliche Bakterien. Gerade die Zuckerzusätze in vielen industriellen Futtermitteln sind hier eine große Gefahr für das Katzengebiss und verändern die Speichelzusammensetzung negativ.
Achtung: Trockenfutter ist keine Zahnsteinprophylaxe, sondern eher ein Grund für die Probleme!
Die Erklärung „Trockenfutter reibt den Zahnstein ab“ ist Augenwischerei, keiner würde Zuckerwürfel oder Brotrinde kauen, um seine Zähne gesund zu erhalten. Alleine die Zusammensetzung der allermeisten Trockenfuttersorten zeigt, dass diese, zugegebenermaßen schlaue Marketingstrategie nicht funktionieren kann! Kohlenhydrate (Getreide!), Zusatzstoffe und Zucker (auch Rübenzucker und ähnliches) sind für die Entstehung der Bakterien zumindest mitverantwortlich, wenn nicht sogar hauptverantwortlich.
Fazit: Eine gesunde Ernährung, Fleischstücke zum Kauen, kein Trockenfutter und wenn es möglich ist, manuelles Zähneputzen sind die einzigen Möglichenkeiten, die wir haben, um das Gebiss unser Wohnzimmerlöwen zu stärken. Glücklicherweise sind unser Stubentiger nicht auf das Reißen großer Beutetiere angewiesen. Für einen Löwen in freier Wildbahn wäre der Verlust seiner (Reiss-)Zähne tödlich.
Und wenn dein Liebling stark speichelt, Gewicht verliert und sich vielleicht sogar vom Verhalten her verändert, ist eine Zahnkontrolle Pflicht.
Liebe Grüße
Susanne