Unter einer chronischen Niereninsuffizienz (CNI) versteht man eine fortschreitende Erkrankung der Nieren, die bei vielen Katzen zum Tod führt. Leider sind die Nieren meist bei Diagnosestellung schon massiv geschädigt und man kann nur noch versuchen, den gesunden Teil der Nieren zu unterstützen, denn Nierengewebe kann sich leider nicht regenerieren.
Inhaltsverzeichnis:
Möglichkeiten der medizinischen Vorsorge gegen Chronische Niereninsuffizienz (CNI)
Um rechtzeitig gegenzusteuern, solltest du ab dem siebten Geburtstag deiner Katze einmal pro Jahr ein Blutbild mit besonderem Augenmerk auf die Nierenwerte machen lassen.
Seit ein paar Jahren gibt es den sogenannten SDMA, dies ist ein Nieren-Funktionstest, der Wert kann über eine Routine-Blutuntersuchung mitbestimmt werden. Er reagiert schon auf kleinere Veränderungen in diesem Bereich und sollte unbedingt entsprechend ernst genommen werden.
Was passiert bei einer Niereninsuffizienz im Körper der Katze?
Die ca. 200.000 funktionellen Baueinheiten (Nephrone) der Niere filtern Abbauprodukte aus dem Blut und regulieren den Elektrolythaushalt. Bei einer CNI sterben diese Nephrone nach und nach ab und Abbauprodukte sowie Elektrolyte werden nicht mehr effektiv verarbeitet.
Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es dann zu Entzündungsherden im Körper, auch die Schleimhäute sind meist massiv betroffen. Zudem kommt es zu Störungen des Elektrolythaushalts, zu einer verminderten Aufnahme der Nährstoffe sowie zu Blutdruckproblemen, da die Niere für dessen Regulierung zuständig ist.
Durch die fortschreitende Vergiftung des Körpers, kommt es dann zu motorischen Problemen und irgendwann zum Organversagen.
Akute Niereninsuffizienz (ANI) oder Chronische Niereninsuffizienz (CNI)
Die chronische Niereninsuffizienz dagegen zeichnet sich bei Katzen durch eine langsame Verschlechterung der Nierenfunktion aus. Die Erkrankung fällt meist erst auf, wenn bereits bis zu 75 % des Nierengewebes abgestorben ist, da die Symptome anfangs schwer zu erkennen sind.
Was tun bei der Diagnose CNI?
Richtig ist, dass die Chronische Niereninsuffizienz eine der Haupttodesursachen bei (älteren) Katzen ist. Falsch ist allerdings, dass alleine die Diagnose bereits ein Todesurteil ist.
Mit der richtigen Ernährung (phosphatarm), einer vernünftigen Medikation (ich arbeite hier homöopathisch) und viel Liebe kann dein Liebling noch eine gute Zeit haben.
Wie lange diese dauern wird, hängt natürlich von einigen Faktoren ab:
- Wie weit ist die Krankheit bereits fortgeschritten?
- Welche anderen Leiden gibt es?
- Wie klappt es mit der Fütterung?
Stadien von Nierenerkrankungen
Eine CNI wird nach der IRIS (Internationalen Renal Interest Society) in vier verschiedene Stadien eingeteilt:
- Stadium 1: Kreatinin unter 1,6 mg/dl (bzw. unter 140)
- Stadium 2: Kreatinin 1,6-2,8 mg/dl (140-249), die Restnierenfunktion liegt bei ca. 33 %, schwache Krankheitsanzeichen
- Stadium 3: Kreatinin 2,9 – 5,0 mg/dl (250-442), die Restnierenfunktion liegt bei ca. 25 %, mittelstarke Krankheitsanzeichen
- Stadium 4: Kreatinin über 5,0 mg/dl (über 442), die Restnierenfunktion liegt unter 10 %, stark ausgeprägte Krankheitsanzeichen
Gibt es eine homöopathische Behandlungsmöglichkeit bei CNI?
Ja – definitiv. Ich habe in meiner Praxis sehr viele Katzen mit dieser Diagnose in Behandlung und kann hier auf einige Erfolgserlebnisse zurückgreifen.
Nicht zuletzt habe ich zu diesem Krankheitsbild bei der Behandlung meiner eigenen Katze sehr viel lernen dürfen und wir haben die Prognose des Tierarztes (6 Monate maximal) um über vier Jahre bei guter Lebensqualität verlängert. Dafür bin ich heute noch sehr dankbar.
Lebenserwartung mit CNI
Diese Aussage ist schwer zu treffen, da es von mehrern Faktoren abhängig ist. Bei rechtzeitiger Behandlung kann man der betroffenen Katze aber durchaus noch mehrere Monate bis Jahre bei einer guten Lebensqualität ermöglichen.
Bis dahin führte sie das Leben einer nicht mehr ganz fitten, dafür aber sehr verwöhnten älteren Dame, die konsequent ihre (homöopathischen) Medikamente bekommen hatte und auf die Ernährung achten musste.
Wie erkennt man Nierenprobleme bei Katzen?
Während die akute Niereninsuffizienz bei sofortiger Behandlung heilbar ist, endet die chronische Niereninsuffizienz in den allermeisten Fällen tödlich.
Symptome einer Chronischen Niereninsuffizienz
- vermehrtes Trinken
- vermehrtes Urinieren
- Allgemeine Schwäche
- Gehäufte Zahnfleischentzündungen mit Mundgeruch
- Struppiges Fell
- Die Katzen erbrechen häufig
- Gewichtsverlust
- Krampfanfälle
- Erblindung (eine Folge von Bluthochdruck)
- Im Endstadium riechen die Tiere nach Urin und wirken oft orientierungslos
Symptome einer Akuten Niereninsuffizienz
- Meist auf eine Vergiftung oder ein anderes Krankheitsgeschehen zurückzuführen
- Mattigkeit, Lethargie
- Appetitlosigkeit
- Rasanter Abbau des Allgemeinbefindes
Ernährung und Tipps für ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei CNI
Warum frisst eine Katze mit Niereninsuffizienz schlecht bis sehr schlecht?
In den allermeisten Fällen hat eine Katze mit CNI eine chronische Gastritis (Magenschleimhautentzündung) sowie eine Stomatitis (Zahnfleischentzündung). Beide Entzündungen sorgen für Schmerzen nach oder bei der Futteraufnahme. Zudem ist den meisten Tieren dauerhaft übel, was sich wiederum auf den Appetit auswirkt und auch das Erbrechen begünstigt.
Tipps bei schlechter Futteraufnahme
- Stell den Fressnapf etwas höher, so kann die Katze leichter fressen und muss sich nicht vorüber beugen und die Magensäure kommt ihr nicht „hoch“.
- Füttere lieber mehrere kleine Portionen, diese belasten den Magen nicht so sehr
- Abends hilft es oft, etwas Ulmenrinde (Slippery Elm Bark) zu füttern, damit der Magen in der Nacht geschont wird, hier liegt oft der Grund für morgendliches Erbrechen.
Katzen zum Trinken animieren
Um die Nieren gut zu spülen und die Ausscheidung von Giften zu unterstützen, ist es enorm wichtig, dass Mietze genug trinkt. Das ist aber oft leichter gesagt, als getan. Hier ein paar Tipps, die helfen können:
- Viele Katzen lassen sich durch plätscherndes Wasser zum Trinken animieren, stell einen Trinkbrunnen auf
- Man kann das Wasser „geschmackvoller“ machen, indem du etwas Thunfischsaft, Fleischbrühe, Fleischsaft oder Milch zugibst. Aber maximal 10-15 % der Flüssigkeit.
- Stell mehrere Trinkmöglichkeiten auf, auch an ungewöhnlichen Stellen, manchmal reicht es, für mehr Gelegenheiten zur Flüssigkeitsaufnahme zu sorgen
- Gib zu jeder Mahlzeit noch 2-3 EL Wasser in den Futternapf
- Verzichte auf Trockenfutter, das entzieht dem Körper noch mehr Flüssigkeit
Ernährung einer nierenkranken Katze
Die richtige Ernährung spielt gerade für nierenkranke Katzen eine wichtige Rolle. Als Carnivor (Fleischfresser) ist das Verdauungssystem von Katzen nicht auf die Fütterung mit Getreide ausgelegt. Es fehlen ihr die nötigen Enzyme, um diese komplexen Kohlenhydrate zu verstoffwechseln. In der freien Natur ist das einzige Getreide, dass die Feliden aufnehmen, der Mageninhalt einer Maus.
Zuviel an Getreide belastet die Nieren der Katzen enorm und ist meist zumindest mit Schuld an der Chronischen Niereninsuffizienz. Die gängigen Fertigfuttersorten haben einen mehr oder minder hohen Getreideanteil. Dadurch gerät die Katze in eine Unterversorgung mit Proteinen und auch der ph-Wert verschiebt sich in einen eher basischen Bereich. Der Normwert einer Katze liegt in etwa bei 6,8, also leicht sauer. Durch diese Verschiebung entstehen dann gern Nieren-, Harn- und/oder Blasensteine.
Um die angegriffenen Nieren zu schonen, ist es wichtig, den Blutdruck zu senken, dies erreicht man durch eine Reduzierung des Natriums im Futter. Ebenso darf die Nahrung nur wenig Phosphor enthalten, da dieses die Verkalkung der Nieren fördert. Eine positive Wirkung auf die Nieren wird dem entzündungshemmende Lachsöl nachgesagt, es entfaltet seine entzündungshemmende Wirkung direkt im Nierengewebe.
Eine Nierendiät für Katzen muss also salz- und phosphatarm sein, aber dennoch einem Carnivoren (Fleischfresser) gerecht werden. Es gilt also, möglichst hochwertige Proteinquellen mit einem niedrigen Phosphatanteil zu füttern.
- auf niedrige Kalzium-Phosphor Werte achten
- Phosphor Überschuss durch Kalziumcarbonat ausgleichen
- kein Knochenmehl verfüttern, das enthält sehr viel Phosphor
- auch keine Knochen füttern (siehe Knochenmehl)
- keine Bierhefe füttern, besser einen Vit B Komplex geben
- Vitamin E Tropfen zugeben
- Pflanzenöle durch tierische Öle ersetzen
- kein Getreide füttern
Leider erfüllen die gängigen Nierendiätfutter diese Vorgaben nur zum Teil, daher macht eine vernünftige Ernährungsberatung hier wirklich Sinn. Gemeinsam mit einer Ernährungsberaterin solltest du nach einer Lösung suchen, die die Katze frisst und verträgt, das ist nicht immer ganz einfach.
Eiweißarme Fleischsorten sind Lamm, Rinderniere, Rinderzunge, Schweinspeck oder auch ein gut druchwachsenes Nackensteak. Beim Fisch kannst du auf Kabeljau, Makrele, Aal, Seeteufel oder auch Pangasius und Heilbutt zurückfreifen. Als Richtwert gilt: Lieber fettere Sorten als eiweißreiche Sorten verfüttern.
Es gibt mittlerweile auch fertige BARF Menüs für nierenkranke Katzen!
Ist die Chronische Niereninsuffizienz schmerzhaft?
Es sind meist die Begleiterscheinungen, die der Katze Schmerzen bereiten, die Nieren selbst sind in den allermeisten Fällen hier nicht das größte Problem.
- Magenschmerzen durch Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
- Schmerzen in der Maulhöhle durch Zahnfleischentzündungen
- Probleme im Bewegungsapparat durch die fortschreitende Vergiftung und Ablagerungen
- Allgemeines Unwohlsein
Infusionen und andere lebensverlängernde Maßnahmen bei CNI
Jeder muss für sich selbst und für sein Tier entscheiden, welche Maßnahmen wie lange durchgeführt werden sollen. Ich rate meinen Patientenbesitzern immer dazu, hier genau hinzusehen, denn es sollte um Lebensqualität und nicht nur um Quantität gehen.
Gerade in den letzten Lebenswochen wird die Zeit oft noch mit regelmäßigen Infusionen verlängert, die in meinen Augen leider kein Ziel mehr haben, außer das Leiden der Tiere, der Menschen und letztendlich auch des Geldbeutels hinauszuzögern.
Deshalb käme für mich eine fortwährende Infusionstherapie nicht in Frage, maximal drei Infusionen, wenn die Nieren dann nicht wieder selbst funktionieren, würde ich mein Tier erlösen lassen. Zumal es für alle nur Stress und Schmerz bedeutet, wenn das Tier ein bis zweimal pro Woche in die Praxis muss und es auch keinen wirklichen Erfolg mehr zu erzielen gilt.
Aber diese Entscheidung soll und muss jeder selbst treffen, bis es soweit ist, kann man einiges tun, um der Katze und dir selbst noch eine gute und manchmal auch unerwartet lange Zeit bei guter Lebensqualität zu ermöglichen.
Alles Liebe
Susanne