Welche Impfungen brauchen Katzen?

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Im Artikel „Impfungen – ein schwieriges Thema“ bin ich auf die allgemeinen Punkte rund um die Thematik „Hunde und Katzen impfen“ eingegangen und habe euch die verschiedenen Begriffe noch einmal genau erklärt.

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Hier geht es nun speziell um das Thema „Katzen impfen“

Katzen-Welpen

In den ersten vier Lebensmonaten sind Katzenbabies generell noch sehr anfällig, ihr eigenes Immunsystem ist noch nicht richtig aufgebaut und die maternalen Antikörper (quasi eine Passivimpfung durch die Mama) bauen sich langsam ab. Die gefährlichste, weil ungeschütze Zeit durchleben die Kleinen zwischen der 5. Lebenswoche (maternale Antikörper sind meist abgebaut) bis zur 10.Woche (hier baut sich der Impfschutz erst langsam auf). Diese Zeit nennt man daher auch immunologische Lücke.

Im Welpenalter erkranken die Tiere in den meisten Fällen sehr viel massiver als dies später der Fall wäre. Daher werden die Impfungen auch schon in den ersten 16 Lebenswochen empfohlen. Man muss dennoch wissen, dass auch die geimpften Kätzchen oft erst durch die Wiederholungsimpfung nach einem Jahr wirklich geschützt sind. Auf die einzelnen Impfungen gehe ich später noch im Detail ein.

Freigänger – Wohnungskatze

impfung_katzeMein Impfmotto „So viel wie unbedingt nötig, aber so wenig wie möglich“ trifft es hier genau. Freigänger sind ganz anderen Gefahren ausgesetzt als ein Wohnzimmer-Tiger. Wobei auch letztere nicht völlig ungeimpft ins Katzenleben gehen sollen, da auch wir Menschen Erreger mit nach Hause bringen können, wie beispielsweise Katzenschnupfen und Katzenseuche.

Und wenn Mietze mit in den Urlaub soll, sieht es nochmal anders aus, da beim Grenzübertritt im Gegensatz zu Deutschland eine klare Impfpflicht gilt. Auf diese Dinge gehe ich im letzten Kapitel der Impfserie nochmal genauer ein.

Welche Impfstoffe werden bei Katzen verwendet?

Es gibt Einzel- und Kombiimpfstoffe beispielsweise gegen Katzenschnupfen, Katzenseuche, Chlamydien und Leukose als Lebend- und Totimpfstoffe. Da gerade die Adjuvatien (lies hierzu gern hier nach), die dem Totimpfstoffe zugesetzt werden (müssen) sehr in der Kritik stehen, macht es durchaus Sinn auf Lebendimpfstoffe zu bestehen. Hier kann man vorab beim Tierarzt anfragen, damit diese Impfstoffe auch vorrätig sind.

ACHTUNG:
Wenn ungeimpfte Tiere im Haus sind (jüngere Welpen beispielsweise), dann keinesfalls einen Lebendimpfstoff verwenden, da die frisch geimpften Tiere Ausscheider sein können und die ungeimpften Katzen hier schutzlos ausgeliefert wären!

Ab welchem Alter soll geimpft werden? Was ist eine Grundimmunisierung?

Freigänger_impfenGrundsätzlich empfehle ich GESUNDE Welpen mit 8 Wochen das erste Mal gegen Schnupfen und Seuche zu impfen, um die immunologische Lücke so kurz wie möglich zu halten. Wichtig ist, dass die Tiere zum Impftermin topfit sind, sonst lieber etwas warten, das Risiko einer Erkrankung bzw auch einer Unwirksamkeit der Impfung (Impfdurchbruch) wäre zu hoch.

Diese Impfung wird mit 12 Wochen nochmals aufgefrischt, um den Impfschutz sicher zu stellen.
Hintergund: Eventuell können noch vorhandene maternale Antikörper den Impfschutz mit 8 Wochen boykottieren. Viele Tierärzte empfehlen mittlerweile eine wiederholte Auffrischung mit 16 Wochen. Dies würde ich aber vom Infektionsrisiko abhängig machen. Ein Kätzchen als Freigänger auf einem Bauernhof ist sicherlich einem höheren Infektionsdruck ausgesetzt als eine Wohnungskatze.
Meine eigenen Tiere haben einen geschützten Auslauf und kommen so mit anderen Katzen nicht in Kontakt, daher verzichte ich auf die Boosterung mit 16 Wochen.

Abgeschlossen ist die Grundimmunisierung dann mit einer wiederholten Impfung nach 12 Monaten (= Katzenalter 15 Monate).

Wie lange hält der Impfschutz an?

Auf diese Frage bin ich hier schon einmal eingegangen. Es gibt verschiedene Studien, vorzugsweise aus USA, die beim Herpes- und Calicivirus (Katzenschnupfen) wie auch beim felinen Parvovirus (Katzenseuche) einen Impfschutz auch nach 7 Jahren noch bestätigt haben.

Offizielles Impfschema des Bundesverbandes für Tierärzte in BRD

Grundimmunisierung

Ab 8 Wochen              RCP

Ab 12 Wochen            RCP + T +  FeLV

Ab 16 Wochen            RCP + T + FeLV

Ab 15 Monaten           RCP + T + FeLV

Auffrischungen

Jährlich im Wechsel     RCP + T oder
Alle 3 Jahre                RCP+T+FeLV
(je nach Tollwutimpfstoff)

R = Herpesviren (Rhinotracheitis) Katzenschnupfen
C = Caliciviren Katzenschnupfen
P = Katzenseuche (Panleukopenie), felines Parvovirus
T = Tollwut ( bei Freigängern)
FeLV = feline Leukose)

Impfung KatzeIhr seht, die offiziellen Empfehlungen weichen sehr stark von verschiedenen Studien ab, daher solltet ihr euch hier ein eigenes Bild machen und danach handeln. Viele Tierärzte sind bei diesem Thema durchaus gesprächsbereit und halten gerade die Tollwutimpfung für Wohnungskatzen, die auch nicht verreisen, für unnötig.

Die einzelnen Impfungen im Detail:

Katzenschnupfen

Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Auch geimpfte Tiere können am Katzenschnupfenkomplex erkranken, da gerade das Calicivirus in vielen verschiedenen Formen auftreten kann. Die Erkrankung verläuft bei geimpften Tieren aber in einer deutlich gemilderten Form ab.

Im Impfstoff (RC) sind Seren gegen das Herpes- und Calicivirus enthalten. Mittlerweile ist (leider) auch oft ein Serum gegen Chlamydien enthalten. Chlamydien sind Bakterien, die eine Augenentzündung sowie Entzündungen im Bronchialbereich hervorrufen können, diese sind aber mit Antibiotika behandelbar. Die Kombiimpfung mit dem Chlamydienimpfstoff wird oft schlechter vertragen, daher empfehle ich, nur den reinen RC-Impfstoff zu verwenden. Zudem ist auch die Wirksamkeit der Chlamydien-Impfung unter Experten umstritten.

Auffrischungen: Da Studien auch nach 7 Jahren noch auf einen Impfschutz hinweisen, würde ich definitiv keine jährliche Auffrischung empfehlen (bei abgeschlossener Grundimmunisierung!).
Meine Empfehlung: Wohnungskatzen nach 7 Jahren noch ein einziges Mal boostern, Freigänger nach 5 und nach 10 Jahren nachimpfen.
Sofern das Tier unter einer chronischen Krankheit leidet, kann man auch über diese Boosterungen nachdenken und eine Risiko-Nutzen-Einschätzung vornehmen.

Bordatella bronchoseptika

Bordatella bronchiseptika ist ein weiterer möglicher Erreger im Katzenschnupfenkomplex. Auch hier schützt die Impfung nicht vor einer Erkrankung, sondern vermindert nur den Verlauf. Der Impfstoff gilt ebenfalls als umstritten, da die Wirksamkeit nicht immer gegeben ist. Da es sich bei Bordatella wie bei den Chlamydien um ein Bakterium handelt, ist diese Infektion mit einem geeigneten Antibiotikum behandelbar, weshalb ich von der Impfung eher abraten würde. Eine Besonderheit gibt es bei dieser Impfung: Der Impfstoff wird in die Nase geträufelt und nicht gespritzt.

Auffrischung: Einmal jährlich empfohlen
Meine Empfehlung: Ich würde von der Impfung abraten, wenn das Tier nicht direkt in Problembeständen lebt und dort aus welchen Gründen auch immer bleiben muss.

Katzenseuche (Panleukopenie, felines Parvovirus, FPV)

Die mit Abstand wichtigste Impfung für Stubentiger! Eine komplette Grundimmunisierung ist für mich unverzichtbar, da diese Krankheit meist tödlich verläuft.

Gerade Welpen in den ersten zwei Jahren sind hier einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Mittlerweile gehen aber viele Experten davon aus, dass die Impfung, wie auch die durchlebte Krankheit, für einen lebenslangen Schutz sorgt.

Auffrischungen: Da Studien auch nach 7 Jahren noch auf einen Impfschutz hinweisen, würde ich definitiv keine jährliche Auffrischung empfehlen (bei abgeschlossener Grundimmunisierung!).
Meine Empfehlung: Wohnungskatzen evtl. nach 7 Jahren noch ein einziges Mal boostern, Freigänger nach 5 und nach 10 Jahren nachimpfen.
Sofern das Tier unter einer chronischen Krankheit leidet, sollte man auch über diese Boosterungen nachdenken und eine Risikoeinschätzung vornehmen.

FeLV (Felines Leukämievirus, Leukose)

Bei Katzenwelpen und jungen Tieren kann diese Impfung durchaus sinnvoll sein, wenn sie selbst Freigang haben oder auch mit Freigängern in Kontakt kommen. Kommt ein älteres Tier ungeimpft zu dir, würde ich FeLV nicht mehr impfen, weil die körpereigene Abwehr bei erwachsenen Tieren in den allermeisten Fällen ausreicht. Man darf aber dennoch nicht vergessen, dass es sich bei der sogenannten Katzenleukose um eine bösartige Tumorart handelt, die durchaus auch tödlich verlaufen kann, nicht muss! Viele infizierte Tiere leben „ein ganzes Katzenleben lang“ mit der Infektion.

Da FeLV nicht sonderlich ansteckend ist (Achtung: Freigänger, die einer Konfrontation mit Artgenossen nicht abgeneigt sind und Zuchttiere sind die Ausnahme) kann man über diese Impfung durchaus nachdenken. Aber ein Restrisiko bleibt bestehen. Die wichtigste Vorsorge lautet: Von FeLV Ausscheidern fernhalten, d.h. einen Neuzugang auf FeLV testen lassen.

Auffrischungen: Offiziell heißt es alle zwei Jahre nach abgeschlossener Grundimmunisierung
Meine Empfehlung: Abwägen, ob überhaupt nötig, das Tier vor der Impfung testen lassen. Denn es bereits positiv ist, macht eine Impfung keinen Sinn mehr, da sie das ohnehin geschwächte Immunsystem weiter schwächt und den Ausbruch der Krankheit beschleunigen kann. Wenn geimpft wird, dann aber nur die Grundimmunisierung ohne weitere Auffrischungen.

FIP ( Felinie infektiöse Peritonitis)

Hier muss man wissen, dass FIP durch eine Mutation der eigentlich harmlosen Coronaviren entsteht. Man geht davon aus, dass 95 % aller Katzen corona-positiv sind, hiervon erkranken maximal 5-8 % an FIP. Die meisten Wissenschaftler sehen den Impfstoff kritisch, da die Wirkung sehr umstritten ist und man sogar davon ausgehen muss, dass er einen Ausbruch der Krankheit beschleunigen kann, wenn das Kätzchen bereits mit dem Coronavirus infiziert ist.

FIP ist eine Krankheit die unter Immunsupression (=geschwächtes Immunsystem) ausbricht, d.h. wenn das Tier geschwächt ist und/oder unter großem Stress steht. Die beste Prophylaxe ist eine artgerechte Haltung. Wenn es zu absehbaren Veränderungen kommt, kann man hier im Vorfeld das Immunsystem unterstützen und auf das Tier eingehen. Gerade Veränderungen im Familienkreis, Umzüge oder auch Tierpensionen sind hier als Risiko nicht zu unterschätzen.

Meine Empfehlung: Von dieser Impfung rate ich aus den genannten Gründen komplett ab.

Tollwut

Vorweg sei gesagt, dass Deutschland seit 2008 als tollwutfrei gilt. ABER: Es reicht der reine Verdacht, dass ein Tier an Tollwut erkrankt ist, damit es getötet werden muss. Tollwut ist eine meldepflichtige Tierseuche. Eine Nachimpfung ist im Verdachtsfall nicht möglich. Allerdings ist die Gefahr in Deutschland aktuell sehr gering. Manche Tierärzte argumentieren damit, dass nur die terrestrische Tollwut in Deutschland als ausgestanden gilt, nicht aber die Fledermaus-Tollwut. Dem kann man entgegnen, dass die Fledermaus-Tollwut extrem selten ist und es für Hunde oder Katzen noch keinen einzigen beschriebenen Fall bei uns gibt. Etwas größer ist bei beiden Tollwut-Arten das Risiko, dass Tiere aus dem Ausland die Infektion (wieder) einschleppen.

Auffrischung: Das kommt auf den Impfstoff an, ich würde in jedem Fall auf den 3-Jahres-Impfstoff in der adjuvansfreien Variante bestehen.
Meine Empfehlung: Auch bei einer genauen Risiko-Nutzen-Abwägung würde ich gegen Tollwut nur impfen, wenn das Tier auf Reisen geht, da es sich beim Grenzübertritt um eine Pflichtimpfung handelt. Ebenso verlangen viele Tierpensionen, Vereine und auch Ausstellungsrichtlinien eine gültige Tollwutimpfung.
Wenn du in einem tollwutgefährdeten Gebiet (meist Grenzgebiete) lebst, solltest du eine Impfung aufgrund der Tötungspflicht vielleicht dennoch in Erwägung ziehen, auch wenn das Risiko sehr gering ist.

Worauf solltest du beim Thema Impfen sonst noch achten?

  • Deine Katze muss vor der Impfung 100%ig gesund und frei von Parasiten sein
  • 10 Tage vor dem Impftermin sollte sie entwurmt oder eine Kotuntersuchung auf Darmparasiten durchgeführt werden
  • Die Impfung sollte zu einem stressfreien Zeitpunkt stattfinden
  • Bei älteren oder chronisch kranken Tieren würde ich die Risiko-Nutzen-Analyse noch kritischer angehen
  • Einzelimpfungen sind Kombiimpfungen meist vorzuziehen
  • Nach Möglichkeit auf adjuvansfreie Seren achten (Tollwut, FeLV)
  • Um das Risiko von Impfsarkomen vorzubeugen, sollte an verschiedenen Körperstellen geimpft werden. Generell nicht zwischen den Schulterblättern, da man im Falle eines Tumors hier schlecht operieren kann.

katze_impfschutzIch empfehle meinen Patienten zudem eine Gabe Thuja C30 direkt nach der Impfung, da ich die Erfahrung gemacht habe, dass die Impfungen so wesentlich besser vertragen werden.
In den Tagen nach der Impfung solltest du deine Mietze gut beobachten.

Wenn an der Impfstelle ein kleiner Knoten entsteht, bitte nicht gleich in Panik verfallen, aber die Stelle im Auge behalten. Sollte die Verdickung nach 4-6 Wochen noch spürbar sein, geh mit deiner Katze bitte nochmal zu Tierarzt und lass das abklären.

Dieser Artikel ist nach bestem Wissen und Gewissen geschrieben, weicht zum Teil aber deutlich von der Deutschen Impfrichtlinie ab. Jeder muss für sein Tier selbst entscheiden, wie er mit dem Thema Impfungen umgeht, denn eine gesetzliche Impfpflicht für Katzen gibt es in Deutschland nicht.

Wenn ihr Fragen zum Thema habt, schreibt mir einfach!

Hier gehts zum Impfartikel für Hundebesitzer.

Hier noch ein besonderer Buchtipp von Frau Dr. Ziegler, einer sehr kritischen Tierärztin. Dieses Buch empfehle ich nahezu immer meinen Patientenbesitzern. Auch wenn der Titel etwas reißerisch klingt, der Inhalt ist medizinisch top recherchiert und mit vielen Praxisfällen auch für Laien verständlich geschrieben.

Liebe Grüße

Susanne

 

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Susanne
„Wer sein Hobby zum Beruf macht, braucht nie mehr zu arbeiten“ (Konfuzius) – Als Tierheilpraktikerin konnte ich mir diesen Traum erfüllen und meine Begeisterung für Naturheilkunde mit meiner Liebe zu Tieren verbinden. Dieses Glück möchte ich hier im Blog mit euch teilen.